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25. Oktober 2013
Lebensmittelindustrie trickst mit Handwerkskunst - Werbewelt und Wirklichkeit der industriellen Lebensmittelproduktion weit voneinander entfernt
In vielen Werbespots der Lebensmittelindustrie wird die Herstellung von Produkten als liebevolle Handarbeit dargestellt, doch zwischen Werbewelt und Wirklichkeit klafft eine große Lücke. Das ergab eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg zu den Werbetricks der Lebensmittelhersteller.
Der Bauer rührt direkt auf der Weide den Frischkäse zusammen. Eine Bäckerin drückt jede einzelne Schokowaffel zurecht und Pizzen werden Stück für Stück in den Ofen geschoben. "Handarbeit kommt dem Bedürfnis vieler Verbraucher nach Einmaligkeit, Frische und Reinheit entgegen", erläutert Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Genau diese Empfindungen will die Lebensmittelindustrie ansprechen, macht ihren Kunden damit aber ein X für ein U vor, denn handwerkliche Tätigkeiten haben mit der industriellen Lebensmittelproduktion des 21. Jahrhunderts nichts mehr gemein."
Würde Ferrero seine "Hanutas", wie im aktuellen Fernsehspot "Für Dich gebacken" zu sehen, tatsächlich von Hand produzieren lassen, so könnte eine Person pro Tag gerade einmal rund 130 Exemplare der Haselnussschnitte herstellen. Ähnlich realitätsfern sind etwa die Spots für den "Almette Frischkäse" von Hochland oder die Pizza "Die Ofenfrische" aus dem Hause Dr. Oetker. "Wer Werbefilme sucht, die sich die Handwerkskunst zum Vorbild nehmen, muss nicht lange Ausschau halten", sagt Schwartau, die die Darstellungen in diesen und weiteren Spots mit einem Augenzwinkern eins zu eins in Zahlen übersetzt hat.
"Auch wenn die meisten Verbraucher, Werbung ohnehin keinen Glauben mehr schenken, so wirkt sie doch im Unterbewusstsein", gibt Schwartau zu bedenken. Sie wünscht sich nicht nur bei der Gestaltung der Produktverpackungen, sondern auch in Fernsehspots mehr Transparenz und Wahrheit, zumal die Massenproduktion das echte Handwerk zunehmend verdrängt. Dem stimmt auch Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer Hamburg zu: "Es ist in höchstem Maße unfair, eine Industrie-Produktion mit Leistungen des Handwerks zu bewerben. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Verbraucherinnen und Verbraucher getäuscht werden sollen. Man könnte das als Etikettenschwindel bezeichnen. Individuelle Meisterleistungen können nur Handwerkerinnen und Handwerker bieten, keine Maschinen."
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die Inhalte der verschiedenen Fernsehspots mit zahlreichen Abbildungen zusammengefasst, hinsichtlich des Irreführungspotenzials bewertet und auf ihrer Internetseite unter www.vzhh.de veröffentlicht.
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