Neuer Amnesty-Bericht: Zwei Jahre nach den ethnischen Säuberungen gegen Rohingya in Myanmar leben eine Million Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen in Flüchtlingslagern in Bangladesch, die Hälfte von ihnen Kinder.
- Den etwa 50-seitigen Bericht finden Sie hier.
BERLIN, 28.08.2019 – „Zwei Jahre nach den ethnischen Säuberungen gegen Rohingya in Myanmar leben eine Million Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen in Flüchtlingslagern in Bangladesch“, sagt Bernhard Hertlein, Bangladesch-Experte bei Amnesty International in Deutschland. Für den neuen Amnesty-Bericht „‘I don’t know what my future will be‘ – Rohingya refugees in Bangladesh“ sprachen Researcher der Menschenrechtsorganisation im Februar 2019 mit 97 Flüchtlingen, die in neun Lagern in der Grenzregion Cox’s Bazar leben.
„Da es Rohingya in Bangladesch verboten ist zu arbeiten, sind die meisten von humanitärer Hilfe abhängig. Diese ist jedoch unzureichend“, sagt Hertlein. „Die Menschen müssen bei sengender Hitze dauerhaft in temporären Unterkünften wohnen, die kaum Schutz vor den Monsunregen bieten. Oft teilt sich eine Familie einen einzigen Raum. Auch die hygienischen Zustände in den Lagern sind teilweise katastrophal, es gibt zum Beispiel keinen ausreichenden Zugang zu Trinkwasser.“
„Unter den Leidtragenden sind vor allem Kinder“, so Hertlein weiter. Etwa die Hälfte der etwa eine Million Rohingya in Bangladesch sind Kinder und Jugendliche. Die meisten von ihnen sind 2017 vor den brutalen Angriffen auf ihre Dörfer in Myanmar nach Bangladesch geflohen. „In einer verzweifelten Situation erhöht die Regierung nun systematisch den Druck auf die Kinder: Erst im Januar 2019 wurde verkündet, dass Rohingya anhand von Namenslisten aus weiterführenden Schulen ausgeschlossen würden. Indem den Kindern der Zugang zu qualifizierter Bildung verwehrt wird, sollen sie und ihre Familien davon abgehalten werden, in Bangladesch zu bleiben. Diese Maßnahmen sind nicht nur menschenrechtswidrig, die Regierung ignoriert dabei gleichzeitig die Gefahren, die den Rohingya bei einer Rückkehr nach Myanmar drohen.“
Hinzu kommen Vorschläge der Regierung, etwa 100.000 Flüchtlinge nach Bhasan Char umzusiedeln, eine bislang unbewohnte Insel im Golf von Bengalen. „Bhasan Char ist eine dreistündige Bootsfahrt vom Festland entfernt und regelmäßig von Überflutungen und anderen extremen Wettersituationen betroffen. Die Unterbringung von Menschen an diesem isolierten gefährlichen Ort lässt weitere menschenrechtliche Einschränkungen wahrscheinlich werden, darunter Verletzungen der Rechte auf Freizügigkeit, Bildung und auf eine angemessene Gesundheitsversorgung. Auch der rechtmäßige Zugang zu einem Rechtsbeistand wäre hier wahrscheinlich nicht mehr gewährleistet“, so Hertlein.
„Amnesty fordert die Regierung von Bangladesch dazu auf, alle Restriktionen gegen Rohingya aufzuheben und dafür zu sorgen, dass sie ihre Menschenrechte wahrnehmen können“, sagt Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. „Die internationale Gemeinschaft sollte ihre finanziellen und technischen Hilfsleistungen ausweiten und die Regierung von Bangladesch darin unterstützen, langfristige Perspektiven für die Geflüchteten zu entwickeln. Solange die massiven Menschenrechtsverbrechen in Myanmar nicht aufgearbeitet sind und die gewaltsame Verfolgung und Diskriminierung von Rohingya weiter anhält werden, ist eine sichere und freiwillige Rückkehr nicht möglich.“
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