EU-Kommission plant Fleischkontrollen für höhere Autoexporte zu lockern
Hamburg,
7. 12. 2017 – Die Europäische Kommission gefährdet mit dem geplanten
Handelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund
Mercosur europäische Verbraucherschutzstandards beim Import von Fleisch.
Das zeigen bislang geheime Verhandlungsdokumente, die Greenpeace
Niederlande veröffentlicht hat. Demnach ist die EU bereit, laxere
Kontrollen der Lebensmittel und um bis zu 50 Prozent höhere
Fleischimporte zu akzeptieren, wenn die Mercosur-Staaten Argentinien,
Brasilien, Paraguay und Uruguay ihrerseits die Zölle für den Export von
Autos und Autoteilen aus der EU absenken. Brasilien wurde vor wenigen
Monaten von einem Gammelfleischskandal erschüttert, der längst noch
nicht ausgestanden ist. Statt das Prüfsystem zu verbessern, um den
Export verdorbenen Fleischs zu verhindern, schlägt die EU-Kommission
laut der nun veröffentlichten Dokumente eine zwischenstaatliche
Schnellkontrolle vor. „Höhere Autoexporte dürfen nicht mit dem Risiko
erkauft werden, dass demnächst brasilianisches Gammelfleisch in
deutschen Kühlregalen liegt“, sagt Greenpeace-Handelsexperte Jürgen
Knirsch. „Die EU-Kommission hat nichts aus dem TTIP-Fiasko gelernt.
Handelsabkommen müssen transparent verhandelt werden, und sie müssen
Verbraucher schützen, nicht Konzerne.“ Die Dokumente online: https://trade-leaks.org/.
Viele
Standards für den Schutz der Verbraucher liegen in südamerikanischen
Staaten niedriger als in der EU. Die Regeln für den Einsatz von
Antibiotika in der Tierzucht etwa sind in Brasilien weit weniger strikt
als in Europa. Während andere Wachstumsförderer wie die Substanz
Ractopamin in der EU und in vielen Ländern verboten sind, dürfen
Tierzüchter sie in Argentinien und Brasilien einsetzen. In Brasilien
zeigte vor einigen Monaten ein Skandal um korrupte Kontrolleure die
Schwächen der dortigen Kontrollen: Damals kam verdorbenes Rinderfleisch
und gestrecktes Hühnerfleisch in den Handel und teilweise auch in den
Export. Die Ausweitung der Weideflächen für Rinder bedroht zudem
schützenswerte Wälder und ist für das Klima Gift.
Mercosur-Abkommen wäre größer als CETA
Die
heute veröffentlichten 171 Seiten umfassen sechs Kapitel des Abkommens.
Sie zeigen den Verhandlungsstand aus dem Sommer, haben sich nach
Informationen aus Verhandlungskreisen jedoch seither nicht grundlegend
verändert. Laut EU-Kommission handelten die EU und die Mercosur-Staaten
im Jahr 2016 Waren im Wert von mehr als 80 Milliarden Euro. Damit liegt
die wirtschaftliche Bedeutung des Mercosur-Abkommens deutlich höher als
die des CETA-Abkommens zwischen Kanada und der EU. Die Verhandlungen
sind weit fortgeschritten und sollen noch in diesem Jahr politisch
abgeschlossen werden.

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