Köln, 5.12.2017
Unter haarsträubenden Bedingungen versucht der Palmölkonzern
Feronia-PHC, der unter anderem von der Deutschen Investitions- und
Entwicklungsgesellschaft [1] (DEG) finanziert wird, die Landnutzung für
Plantagen in der Demokratischen Republik Kongo zu legitimieren.
Feronia-PHC, ein Tochterunternehmen des kanadischen Konzerns Feronia,
will mit neuen Dokumenten die Zustimmung von Gemeindevertretern für die Nutzung von Land
am Standort Lokutu nachweisen. Nach Informationen der Wald- und
Landrechtsexpertin Jutta Kill, die das Projekt in NGO-Auftrag verfolgt,
wurden die Vertreter massiv zur Zustimmung gedrängt.
Nach Aussagen lokaler Beobachter versucht Feronia zudem, mit ähnlichem
Vorgehen Nutzungszustimmungen von Gemeinden an den beiden weiteren
Plantagen-Standorten zu erhalten. Die DEG hingegen beruft sich auf
Versicherungen ihres Kunden, nach dessen Darstellung niemand zur
Unterschrift der Dokumente gedrängt wurde.
Die
Menschenrechtsorganisationen FIAN und urgewald fordern die DEG auf, die
Widersprüche in der Darstellung der Vorgänge aufzuklären.
Landnutzungs-Dokumente, zu deren Zustimmung Gemeindevertreter gedrängt
wurden, darf die DEG nicht anerkennen. Als Leiterin des
Finanzierer-Konsortiums der Entwicklungsbanken kommt ihr eine
herausragende Verantwortung zu. Ein Verstecken hinter den
Beschwichtigungen ihres Kunden ist inakzeptabel.
Mitte
November wurden Gemeindevertreter aus Lokutu vom Vize-Gouverneur der
Provinz Tshopo, zu der Lokutu gehört, „eingeladen“, unter militärischer
Eskorte nach Kisangani im Nordosten des Kongo zu reisen. Die zwei- bis
dreitägige Reise fand in Booten - und für die Gemeindevertreter
weitgehend ohne Zugang zu Nahrung - statt. Am Zielort angekommen, wurden
die Vertreter nach Aussagen von NGO-Vertretern vor Ort massiv bedrängt
Landnutzungsvereinbarungen, sogenannte 'cahiers de charge', mit dem
Palmölkonzern Feronia-PHC zu unterzeichnen.
Die
Gemeinden fordern seit Jahren eine Aushandlung solcher Vereinbarungen
in einem fairen Verfahren über das Land, für das sie Gewohnheitsrechte
('customary rights') halten. Weder Feronia noch der vorherige
Plantagenbetreiber, der internationale Nahrungsmittelkonzern Unilever,
konnten bisher nachweisen, dass sie Gewohnheitsrechte respektieren oder
über eine Zustimmung der lokalen Bevölkerung zur Nutzung des Landes als
Palmölplantage verfügen.
Nach
FIAN und urgewald vorliegenden Informationen trauen sich nun einige der
Vetreter, die zur Unterzeichnung der Vereinbarungen gedrängt wurden,
nicht mehr in ihre Dörfer zurück. Sie fürchten Racheakte der
Bevölkerung.
„Ich
kann nicht verstehen, warum europäische Entwicklungsbanken unsere
Informationen über die Konflikte in Verbindung mit den Palmölplantagen
ignorieren. Warum verlassen sie sich in einem so sensiblen Fall
ausschließlich auf das Wort ihres Kunden? Sollten sie den NGO-Vertretern
nicht glauben, müssen sie zumindest die Umstände, unter denen die
Dokumente erstellt wurden, ernsthaft untersuchen, bevor
Gemeindevertreter möglichen Racheakten in ihren Gemeinden ausgesetzt
werden“, sagt Jean Francois M. Akutu, Direktor der
Unterstützerorganisation der betroffenen Gemeinden, RIAO-RDC. Akutu hat
in den vergangenen Wochen Gespräche mit mehreren europäischen
Entwicklungsbanken geführt, die Feronia finanzieren, darunter auch mit
der DEG.
Zur aktuellen Gefährdungslage der Gemeindevertreter erklärt Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN: „Wir
haben die DEG aufgefordert, endlich den ihr vorliegenden Informationen
nachzugehen, dass die Zustimmung zur Landnutzung durch die lokalen
Gemeinden faktisch erpresst wurde. Sie darf sich nicht allein auf die
Beschwichtigungen ihres Kunden Feronia-PHC verlassen. Die
unterzeichneten Dokumente darf die DEG nicht anerkennen.“
Jutta Kill, die die Konflikte rund um die Feronia-Plantagen seit Jahren verfolgt, sagt: „Die
DEG gibt vor, die Kreditzusage an Feronia helfe, Armut zu reduzieren
und einen Beitrag zur ländlichen Entwicklung zu leisten. Es ist ein
Armutszeugnis, dass sie trotz der dokumentierten massiven Verstöße gegen
Arbeiter- und Landrechte nach wie vor an dem Projekt festhält und sich
auf Beteuerungen ihres Kunden zurückzieht statt Informationen von
lokalen Organisationen ernsthaft nachzugehen.“
[1] Ein Tochterunternehmen der Staatsbank KfW

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