Zum internationalen Weltbodentag erklären Peter Meiwald, Sprecher für Umweltpolitik, und Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik:
Bodenschutz
fristet im öffentlichen Interesse ein Mauerblümchendasein. Dabei können
wir ohne den Schutz der Böden die wichtigsten globalen Umwelt- und
Entwicklungsziele nicht erreichen. Das Unter-2-Grad-Ziel des
Klimaschutzabkommens von Paris hängt davon ab. Denn Boden ist unser
wichtigster Kohlenstoffspeicher. Auch die globalen Nachhaltigkeitsziele
der Vereinten Nationen können nur mit Bodenschutz erreicht werden: wir
dürfen nicht auf kurzfristige Ertragssteigerungen durch ausbeuterische
Anbaupraktiken setzen. Die Rehabilitierung, der Erhalt und die
Steigerung der Bodenfruchtbarkeit sind ein wichtiger Schlüssel, um
Hunger und Arbeit zu beenden. Die Nachhaltigkeitsziele rufen alle
Staaten dieser Welt auf, die Böden dieser Welt zu schützen.
Dazu
müssen wir endlich umsteuern. Denn jedes Jahr gehen weltweit
schätzungsweise sechs Millionen Hektar Boden verloren, das entspricht
ungefähr zweimal der Fläche von Belgien. Sie werden versiegelt oder
degradiert. Auch Deutschland verliert aktuell täglich 77 Hektar, rund
100 Fußballfelder, an wertvollem Boden. Die Bundesregierung wird ihrer
Verantwortung nicht gerecht. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den
Flächenverbrauch bis 2020 auf maximal 30 Hektar pro Tag zu verringern.
Mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan ist dies unmöglich. Allein für die
als vordringlich eingestuften Projekte werden 50 Prozent mehr Flächen
benötigt, als das Einsparungsziel der Bundesregierung erlauben würde.
Obwohl zu den meisten Infrastrukturprojekten flächensparende
Alternativen vorliegen, wurde keine einzige gewählt. Statt wertvolle
Flächen zu schützen, werden sie zubetoniert. Zahlreiche Natur- und
Landschaftsschutzgebiete werden durchschnitten.
Hintergrund
Nach
Schätzung des High Level Panel of Experts der FAO leben weltweit etwa
70 Prozent – oder rund eine Milliarde – der von Armut betroffenen
Menschen in ländlichen Gegenden. Die aller meisten sind zumindest
teilweise oder gar komplett von Landwirtschaft abhängig. Der fehlende
Zugang zu nutzbaren Böden ist ein wichtiger Grund für Hunger und Armut.
Das Recht auf Nahrung lässt sich nicht verwirklichen, wenn immer mehr
Böden verloren gehen und in der Folge Konflikte um noch verfügbare Böden
zunehmen. Der Weltagrarbericht empfiehlt insbesondere mit Hinblick auf
den Schutz des Bodens agrarökologischen Anbausystemen eine größere
Beachtung zu schenken.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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