2. Dezember 2016

Anti-Pestizid-Tag: Raus aus der globalen Giftspirale

Zum morgigen internationalen Anti-Pestizid-Tag „Global No Pesticides Use Day“ erklären Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik, und Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik:
 
In Deutschland, Europa und weltweit nimmt der Verbrauch von Pestiziden immer weiter zu. Dabei führt eine Landwirtschaft, die voll auf Pestizide setzt in die Sackgasse. Wir zerstören so nach und nach unsere Lebensgrundlagen. In der Öffentlichkeit entwickelt sich immerhin ein Bewusstsein dafür, dass es so nicht weitergehen kann. Die breite Debatte um Glyphosat, das weltweite Pestizid Nummer eins, hat erreicht, dass dieses Ackergift in der EU zunächst nur eine Galgenfrist von eineinhalb Jahren bekommen hat und weiter geprüft wird.
 
Derweil verkaufen die Agrarchemiekonzerne wie Monsanto und Bayer ihre Ackergifte - die sie in Europa aufgrund von Verboten und Einschränkungen nicht mehr loswerden - einfach in andere Weltregionen. Und das häufig ohne die bei uns vorgeschriebenen Gefahrenhinweise. Dennoch fördert die Bundesregierung, zum Beispiel in Indien, Bayer als Partner in entwicklungspolitischen Projekten. Obwohl dabei ausdrücklich keine Produktwerbung stattfinden soll, führen Bayer-Mitarbeiter vor Ort Schulungen durch.
 
Die Bundesregierung muss sich endlich national wie international um eine Pestizidreduktionsstrategie kümmern, die diesen Namen verdient. Schmidts Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz zeigt keinerlei Wirkung: der Pestizideinsatz nimmt immer weiter zu statt ab. Wir müssen aber dringend raus aus der globalen Giftspirale. Dass es sehr gut auch ohne Gift geht, beweist die Öko-Landwirtschaft schon seit langem. Sie ist das Leitbild für die Welternährung von morgen, nicht industrielle Landwirtschaft auf Basis von Pestiziden und Gentechnik.
 
Hintergrund
Fast 1.500 Pestizide sind in Deutschland zugelassen. Glyphosat ist das meistverwendete. Es erhielt eine befristete Zulassungsverlängerung bis maximal Ende 2017. Bis Mitte 2017 wird Glyphosat von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA neu bewertet, danach wird es erneut um die Frage seiner Neuzulassung gehen. Der Verbrauch von sogenannten Neonikotinoiden, die für das Bienensterben verantwortlich gemacht werden, ist trotz eines Teilverbots nicht zurückgegangen. Bayer ist einer der Hauptproduzenten von Neonikotinoiden. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit kooperiert die Bundesregierung mit verschiedenen Agrarkonzernen. Unter anderem das Oxfam-Hintergrundpapier „Böcke zu Gärtnern – Wie die aktuelle Kooperation mit Agrarkonzernen eine nachhaltige Landwirtschaft verhindert“ legt nahe, dass die Bundesregierung keine Konsequenzen aus früheren Projekten, wie der German Food Partnership, gezogen hat, sondern weiterhin landwirtschaftliche Praktiken fördert, die auf den Einsatz von Pestiziden angewiesen sind.
 

Pressestelle
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

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