Deutsche Umwelthilfe und Fraunhofer IZM veröffentlichen Ergebnisse einer Expertenbefragung
zur Nachhaltigkeit des Fairphone 2
– Konzept überzeugt durch Transparenz, Reparaturfähigkeit und
verantwortlichen Rohstoffabbau
– Verbesserungspotential bei Schadstoffgehalten, Arbeitsbedingungen und
technischem Upgrade – Das Fairphone soll andere Hersteller und
Mobilfunkanbieter zum Umdenken bewegen
Berlin,
4.7.2016:
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und
das
Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM
veröffentlichen gemeinsam eine Studie zur Nachhaltigkeit des neuen
Fairphone 2. Im Auftrag
der Telekom Deutschland wurde eine Expertenbefragung mit der Leitfrage
durchgeführt „Wie nachhaltig ist das Fairphone 2?“. Ziel war es, Stärken
und Schwächen zu identifizieren
und die Weiterentwicklung des jetzt schon nachhaltigsten Smartphones am Markt weiter zu unterstützen.
Das
niederländische Unternehmen Fairphone B.V. hatte im letzten Jahr mit
dem neuen Fairphone 2 sein zweites Smartphone auf den Markt gebracht,
bei dessen Produktion
und Gestaltung die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stand. Die DUH nimmt
dies zum Anlass, alle Hersteller und Anbieter von Mobilfunkgeräten zum
Umdenken aufzufordern. Smartphones müssen reparaturfähiger, langlebiger
und fairer in der Herstellung werden.
Im
Rahmen der Umfrage wurden in Österreich und Deutschland mehr als 48
Experten von Umweltschutz- sowie Verbraucherverbänden,
wissenschaftlichen Instituten, Universitäten,
kirchlichen Institutionen sowie Gewerkschaften befragt, um möglichst
viele Ansprüche und Sichtweisen zu berücksichtigen. Die Teilnehmer
schätzten das Fairphone 2 im Vergleich zu anderen Mobiltelefonen als
überdurchschnittlich nachhaltig ein. Besonders der
modulare Aufbau wurde als bahnbrechend beurteilt. Kritisch gesehen
wurden die Aspekte Schadstoffgehalt und Upgrade-Fähigkeit. Auch im
Bereich der Arbeitsbedingungen gibt es noch Verbesserungspotenzial.
„Das
Fairphone 2 bricht mit gängigen Konventionen. Statt möglichst viel
Technik in ein besonders
flaches Gerät einzubauen, das kaum reparierbar ist und nach zwei Jahren
in der Schublade oder auf dem Müll landet, setzen die Niederländer auf
ein robustes Gerät, bei dem Langlebigkeit im Vordergrund steht.
Durch
die erstmalige Umsetzung einer modularen Bauweise können Verbraucher
Ersatzteile problemlos selbst einbauen, ohne gleich das ganze Gerät
austauschen zu müssen. Eine
solche Bauweise vermeidet Elektroschrott, entlastet den Geldbeutel und
sollte zukünftig von allen IT-Herstellern umgesetzt werden“, fordert der DUH-Bundesgeschäftsführer
Jürgen Resch.
Das
Fairphone wurde von den Befragten zwar einerseits als beispielgebend im
Bereich Arbeitsbedingungen eingeschätzt, andererseits bestehe aber
gerade in diesem Bereich noch Verbesserungsbedarf.
„In der IT-Branche sind die Arbeitsbedingungen beim Rohstoffabbau in
Afrika oder der Produktfertigung in Asien häufig problematisch, weshalb
die Entwicklung sozialer und ökologischer Standards ausgesprochen
wichtig ist. Die Fairphone-Initiative hat in diesen
Bereichen neue Maßstäbe gesetzt und die ethisch vertretbare Produktion
von IT-Geräten zum Thema gemacht. Auch wenn noch nicht alle
Arbeitsschutzkriterien in der Produktion eingehalten werden, hat das
Projekt eine Signalwirkung für die gesamte Elektronikbranche.
Andere Hersteller von Mobilfunkgeräten dürfen sich dem Thema
Nachhaltigkeit nicht verschließen und sollten dem guten Beispiel von
Fairphone schnellstmöglich folgen“, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft
Thomas Fischer.
Die
Idee des Fairphones ist die beispielhafte Entwicklung eines
Smartphones, das die Umwelt schont und faire Produktions- und
Arbeitsbedingungen ermöglicht. Das Konzept soll
zu Veränderungen in der Lieferkette, im Fertigungsprozess und beim
Produktdesign, auch bei anderen Herstellern, führen. Fairphone konnte in
seinem Verantwortungsbereich beispielgebende Veränderungen im Umwelt-
und Sozialbereich anstoßen. Damit die Veränderungen
vom Kleinen ins Große getragen werden, sollten vor allem global
agierende Großunternehmen der Elektronikbranche nachziehen.
„Die
Umfrage zur Nachhaltigkeit des Fairphone 2 konnte wichtige Ansatzpunkte
liefern, an welchen Stellen das Konzept noch besser werden muss.
Die
schlechteste Bewertung erhielt der Aspekt Schadstoffe, wobei vor allem
mangelnde Informationen als Begründung angeführt wurden. Aber auch die
Möglichkeit
der Durchführung von Upgrades und einer technischen Aufrüstung des
Geräts könnte viel stärker als bisher Berücksichtigung finden. Auch
wurde von den befragten Experten der Wunsch geäußert, weitere fair
abgebaute Rohstoffe über Gold, Tantal, Wolfram und Zinn
hinaus zu verwenden“, erklärt der Gruppenleiter am Fraunhofer IZM
Karsten Schischke.
Die
DUH und das IZM werden die Entwicklung des Fairphones weiter im Blick
behalten
und sich dafür einsetzen, dass andere Hersteller und Anbieter von
Mobilfunkgeräten nachhaltiger werden. Die Ergebnisse der Studie werden
am 7. September auf der Electronics Goes Green Konferenz in Berlin der
internationalen Fachöffentlichkeit präsentiert.
Miquel Ballester, Mitgründer von Fairphone, wird bei dieser Gelegenheit
den aktuellen Stand der Unternehmensaktivitäten vorstellen.
Die Studie „Wie nachhaltig ist das Fairphone2?“ können Sie unter folgendem Link http://l.duh.de/fairphonestudie nachlesen.
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