27. Juli 2016

CHARLES BUKOWSKI

„Ich bin kein Wahrheitssucher, Gott nee,
scheiß drauf, aber ich kann von falschen
Fuffzigern durchaus die Schnauze voll
haben, und wenn ich auch nicht darauf
aus bin, sie umzunieten, möchte ich sie
doch gerne los sein. Aber das geht nicht.
Ich muß mit ihnen leben, in ihren Firmen
arbeiten, ihre Frauen vögeln. So gut wie
die einzige Chance, die ein Strolch wie ich
hat, um etwas zu sagen, ist auf einem Stück
Papier und nennt sich Gedicht. Irgendwo
zwischen schlafen, trinken, essen, eine Frau
vom Rest deiner Seele abwehren und in der
Firma ununterbrochen Schrauben rein-
drehen. Und wenn es manchmal einem
Schrei gleicht, dann deshalb, weil du so
eingezwängt bist, daß es weh tut. Die
Widerlinge drehen den Schraubstock
kaltlächelnd immer weiter zu, und du
kannst dir Luft machen, indem du den
Blues singst oder betest, aber das
funktioniert nicht. Wir krepieren
zentimeterweise, gehäckselt vom
Minutenzeiger der Uhr, und ich sehe
immer wieder auf diese Uhr an der
Wand und denke: All die Minuten,
die ich verflucht nochmal für mich
haben könnte! Und die sind weg
und unwiederbringlich futsch.“

CHARLES BUKOWSKI

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