(BUP) Zum Antrag der Koalitionsfraktionen für ein Moratorium für den
Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glyphosat sagt der agrarpolitische
Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Bernd Voß:
Eine
Verlängerung der EU-Zulassung für weitere zehn Jahre, wäre zum jetzigen
Zeitpunkt unverantwortlich. Das Mindeste ist eine gründliche
Neubewertung der Risiken vor dem Hintergrund der besorgniserregenden
Warnungen der Weltgesundheitsorganisation. Besser wäre ein weitgehendes
Anwendungsverbot. Es wäre ein Skandal, wenn sich herausstellen sollte,
dass das das Bundesinstitut für Risikobewertung wichtige Studien zur
Genotoxizität und Kanzerogenität von Glyphosat entweder nicht
berücksichtigt oder fehlerhaft ausgewertet hat. Zulassung und Kontrolle
von Pflanzenschutzmitteln müssen endlich auf unabhängig vergebenen
Studien aufbauen.
Die Verwendung von Glyphosat im Haus- und
Kleingartenbereich ist überflüssig. Die Dunkelziffer unzulässiger
Anwendungen hierbei ist durch den freien Verkauf in Bau- und
Gartenmärkten hoch. Diese Mittel gehören vom Markt genommen. Weiter
sprechen wir uns für ein Verbot der Anwendung zur Ernte aus.
Glyphosateinsatz als Standardmaßnahme zur Vorsaatbehandlung ist
ebenfalls nicht sinnvoll.
Es wird deutlich, dass im Pflanzenanbau
viel zu lange auf dieses Mittel gesetzt wurde. Die Entwicklung von
Alternativen blieben dabei auf der Strecke.
Hintergrund:
Wegen
schädlicher Effekte auf Boden- und Tiergesundheit ist Glyphosat immer
stärker in die Kritik geraten. Gleichzeitig ist es mittlerweile der
weltweit mit Abstand am häufigsten eingesetzte Wirkstoff in der
Pflanzenbehandlung. Allein in Deutschland werden jährlich etwa
sechstausend Tonnen dieser Substanz angewendet. Glyphosat wird
vielfältig und großflächig eingesetzt. Kürzlich hat die
Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (International
Agency for Research on Cancer, IARC) den Wirkstoff Glyphosat als
„wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft. Schon davor gab
es eine ganze Reihe von Studien, die auf schädliche Wirkungen von
Glyphosat auf Bodenorganismen, die Bodenfruchtbarkeit sowie auf die
Gesundheit und Reproduktionsleistung bei Nutztieren hindeuten. Eine
Einschränkung der Anwendungsgebiete wird daher schon seit längerem
gefordert. Der Bundesrat hat sich bereits 2013 für ein Verbot
glyphosathaltiger Herbizide im Haus- und Kleingartenbereich sowie für
ein grundsätzliches Verbot der Anwendung zur Vorerntebehandlung
ausgesprochen.
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