Hamburg,
4. 10. 2015 – Die Bevölkerung in deutschen Städten muss auch in den
ersten neun Monaten dieses Jahres unter Stickoxid-Belastungen leiden,
die deutlich über den zugelassenen Grenzwerten liegen. Jede zweite der
bislang ausgewerteten 137 Luftmessstationen in Städten überschreitet im
Neun-Monats-Mittel den erlaubten Jahreswert von 40 Mikrogramm. Dies
ergab die Greenpeace-Auswertung der jüngsten Daten des Umweltbundesamts
(UBA). Das Gesamtergebnis dürfte sich bis Ende des Jahres deutlich
verschlechtern. „Wir haben nicht alleine einen Manipulationsskandal bei
VW, sondern einen handfesten Abgasskandal“, sagt
Greenpeace-Verkehrsexperte Daniel Moser. „Die massiv überhöhten
Innenstadtwerte bedrohen die Gesundheit der Menschen. Verkehrsminister
Dobrindt muss uns endlich vor den Abgaslügen der Autoindustrie
schützen.“
Der
jüngste Skandal über manipulierte Stickoxidwerte in Millionen von
VW-Dieselwagen unterstreicht, dass die Politik handeln muss. Obwohl der
NOx-Ausstoß von PKW in den vergangenen Jahren schrittweise gesenkt
wurde, werden die innerstädtischen Luftgrenzwerte seit Jahren massiv
überschritten. Im Jahr 2014 meldeten etwa zwei Drittel der
innerstädtischen Messstationen höhere Durchschnittswerte als zugelassen.
Im Gesamtjahr 2015 drohen ähnlich schlechte Ergebnisse. Zum einen
liegen in den Wintermonaten die Werte der Stickoxide (NOx) aus dem
Verkehr erfahrungsgemäß höher. Zum anderen haben die noch ausstehenden
Messstationen in der Vergangenheit zu fast drei Viertel überschrittene
Grenzwerte gemeldet.
Abgastests müssen realistischer werden
Erhöhte
Stickoxidbelastungen können zu Lungenerkrankungen wie Asthma und
Herzinfarkten und vorzeitigen Todesfällen führen. Verkehr ist die mit
Abstand größte Stickoxid-Quelle in Deutschland. „Das Verursacherprinzip
muss auch für die Autoindustrie gelten. Die Hersteller müssen künftig
für die massiven Gesundheitsfolgen insbesondere von schmutzigen
Dieselwagen aufkommen“, so Moser.
Derzeit
wird der Abgasausstoß von PKW im Labor getestet, unter Bedingungen, die
mit dem alltäglichen Gebrauch von Autos nur wenig zu tun haben.
Entsprechend klaffen die offiziellen Werte der Hersteller und die
tatsächlichen weit auseinander. Um diese seit Jahren bekannte
legalisierte Manipulation der Hersteller zu unterbinden, sollen die
Tests künftig realistischer werden. Ab 2016 soll der Abgasausstoß in so
genannten RDE-Tests („Real Driving Emissions“) gemessen werden, also im
Straßenverkehr – allerdings nur zu Informationszwecken. Neuzugelassene
Fahrzeuge sollen die RDE-Testwerte erst ab 2018 einhalten müssen. „Die
viel zu hohen NOx-Werte in den Städten und der VW-Betrug zeigen, dass
wir realistische Untersuchungen brauchen – nicht erst 2018, sondern
schon ab dem nächsten Jahr“, fordert Moser.

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