Berlin, 27.
5. 2013 – Gegen die Politik der Bundesregierung bei der Förderung von
energieeffizienteren Autos protestieren Greenpeace-Aktivisten vor dem Berliner
Congress Center. Dort findet seit heute Morgen die internationale Konferenz
„Elektromobilität bewegt weltweit“ der Bundesregierung statt. Mit einem
Spruchband „Frau Merkel und Herr Altmaier: Elektro-Autos feiern, aber
Spritschlucker fördern“ weist die Umweltorganisation auf die Doppelzüngigkeit in
der deutschen Politik hin.
Während Bundeskanzlerin Angela Merkel und
Umweltminister Peter Altmaier (beide CDU) auf Veranstaltungen
öffentlichkeitswirksam elektrische Antriebe für Autos fordern, unterstützen sie
mit ihrer Politik Spritschlucker mit hohem CO2-Ausstoß. „Das ist glatte
Verbrauchertäuschung“, sagt Greenpeace Verkehrsexperte Wolfgang Lohbeck in
Berlin. „Statt sich für wirksame CO2-Grenzwerte einzusetzen, die das Klima und
die Geldbeutel der Verbraucher entlasten, will die Bundesregierung diese
zugunsten von Herstellern wie BMW und Daimler aufweichen.“
Autoindustrie
will CO2-Ziel für 2025 verhindern
Anlass des Greenpeace-Protests sind die
aktuellen Verhandlungen über CO2-Grenzwerte für Neuwagen in Europa. Die
deutschen Premiumhersteller verlangen die massive Anrechnung von sogenannten
Supercredits, also Bonuspunkten für Elektro- und Hybridautos. Strombetriebene
Fahrzeuge sollen demnach gleich mehrfach auf die CO2-Bilanz der Hersteller
angerechnet werden können. Dies würde den CO2-Durchschnitt eines Herstellers
künstlich senken und ihm Luft für die Produktion von Autos mit hohem Verbrauch
schaffen. Das Klimaziel von durchschnittlich 95 Gramm CO2 je Kilometer im Jahr
2020 (ca. 3,9 Liter Sprit auf 100 Kilometer) würde dadurch um vier Jahre
hinausgezögert. Dies gefährdet auch einen ambitionierten Grenzwert für 2025. Der
Verband der Autoindustrie (VDA) versucht, eine Festlegung ab 2025 gänzlich zu
verhindern und bat vor wenigen Tagen in einem Brief die Kanzlerin um Hilfe.
Lohbeck kontert: „Wenn man Elektromobilität fördern will, darf das nicht auf
Kosten der CO2-Reduktion bei herkömmlichen Autos geschehen. Der beste Anreiz für
E-Autos ist ein ehrgeiziges CO2-Ziel für 2025“.
Gegen den Willen der
deutschen Autolobby hat der Umweltausschuss des EU-Parlaments im April Werte für
die CO2- Emissionen ab 2025 vorgeschlagen. Es steht jedoch zu befürchten, dass
Merkel und Altmaier dem Druck der Industrie nachgeben und alles daran setzen,
ein CO2-Ziel für 2025 zu verhindern. In einem Gespräch mit Greenpeace Mitte Mai
hatte Altmaier klar gemacht, dass er an seiner klimafeindlichen Position
festhalten wird. Damit fällt der Umweltminister hinter die Position des größten
europäischen Autoherstellers zurück. VW hatte sich Ende März mit Greenpeace
verständigt und zum 95-Gramm-Ziel „ohne wenn und aber“ bekannt. Greenpeace
fordert die Bundesregierung auf, das Ziel von 95 Gramm CO2 je Kilometer ohne
Aufweichungen zu akzeptieren und sich für einen strengeren Grenzwert ab 2025 von
höchstens 60 Gramm je Kilometer (ca. 2,5 Liter) stark zu machen.
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