Um es gleich vornweg zu sagen: ich bin voreingenommen!
Die Geschichte der Band ADOLAR reicht von Pink Underwear
über Podreira, Killertofu und Freispringer, die die altmärkische Musikszene
immer wieder mit innovativen Impulsen versorgten. Ich hatte das Glück, dies
alles aus naher Distanz beobachten zu können.
In wunderschönem Digipack mit unsäglichem Albumtitel kommt
sie her, die neue Scheibe „Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre!“
Im Design an die Vinyl-Single „planet rapidia“ von 2009
angelehnt, deren Cover mich immer an japanische Tuschezeichnungen aus dem 17.
Jahrhundert erinnerte. Dazu ein 12-seitiges Booklet mit Textabdruck und wieder
ohne Bandfoto.
Letzteres fokussiert auf die Musik, die Texte und die Stimmungen
und verhindert, dass kreischende Mädels ihre mit Telefonnummern verzierten Schlüpfer
auf die Bühne werfen.
Als hätte jemand die Band aufgefordert „Erzähl’ mir mal eine
Kurzgeschichte! Du kannst das doch.“, führt uns der Erzähler Tom Mischok durch
10 Short-Stories und die Band baut die Kulissen dazu.
Das Werk beginnt mit einem Orgelspiel („In Deiner Wohnung“)
und wechselt nach einer Minute zum ersten musikalischen Vulkan-Ausbruch. Dies
charakterisiert auch den weiteren Verlauf des Albums. Nicht die Orgel, nein! Sondern
heftige Breaks, die Wechsel zwischen Laut und Leise, zwischen Melodie und Zorn.
Die Songs brechen sich an den richtigen Stellen in Rhythmus und Intensität.
Gefühlvolles Schlagzeug, minimalistischer Einsatz von Bass und (verzerrter) Gitarre
bringen die Songs in eine sowohl schlüssige, wie auch unvermeidliche Einheit,
sowohl bei balladesken, als auch bei den rockigen Parts.
Anspieltipps sind „Mitnehmerrippe“ & „Kitt“. Wobei bei
ersterem (der Legende nach), ein Spitzbube der Band, den Songtext aus
SMS-Nachrichten der Bandmitglieder zusammengesetzt haben soll. Weiter so!
Die authentischen Texte bringen uns die Band näher, so dass
sich Interviewfragen nach dem Privatleben fast erübrigen. Wortschöpfungen wie ‚Selbstwertordner’
und ‚kuntergrau’ unterstreichen den intellektuellen Touch der Band. Verlangen
aber gleichzeitig nach direkterer Gesellschaftskritik als sie uns in
„Weltsehen“, „Sample Au-Pair“ und „Tag im Teich“ geboten werden.
Achso, wieso „Unterm Durchschnitt“ weiter Bands sammelt, die
sich nach Zeichentrickserien benennen (ADOLAR, CAPTAIN PLANET) erschließt sich
mir nicht eindeutig.
Spaß beiseite. ADOALR sind bei dem aufsässigen Kölner Label
richtig platziert!
1. In Deiner Wohnung
2. Kitt
3. Mitnehmerrippe
4. Weltsehen
5. Chaise Absurde
6. Busfahrplan o.D.
7. Magdeburg
8. Ich Bin Slide
9. Sample Au-Pair
10. Tag Im Teich
Tom Mischok – Vocals, Bass
Michael Cyris – Gitarre, Vocals, Synthesizer
Jan Krieshammer – Gitarre
Frank Mertens - Drums
VÖ: 03/2010
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