Dich lieb ich, Erde! trauerst du doch mit mir!
Und unsre Trauer wandelt wie Kinderschmerz
In Schlummer sich und wie die Winde
Flattern und flüstern im Saitenspiele
Die dritte Strophe von Friedrich Hölderlins Gedicht „Dem Sonnengott“ schildert einen Erzähler, der von Spleen gequält wird, bis der Schlaf seine kindliche Schwermut mit Musik verschwinden lässt. Auch wenn heutige Leser diese Betrachtungen über die Imagination des 19. Jahrhunderts vielleicht als bloße stilistische Plattitüden beurteilen, sprechen sie doch auch über das Grab hinaus als universelle Wahrheiten. Nur zweihundert Jahre später werden ähnliche Ängste und Hoffnungen immer noch durch verschiedene Kunstformen kanalisiert, mit wechselndem Erfolg und Nachhall. Brannten Schnüre ist einer jener neoromantischen Musikexperimentatoren, die eine lange Tradition der Feier von Volksmärchen und Exotik fortsetzen. Ihre sorgfältig ausgearbeiteten Loops, zögernden Melodien und stark nostalgischen Lyrik ließen sich leicht in das übersetzen, was der verstorbene Philosoph und Musikkritiker Mark Fisher „Hauntology“ nannte, eine postmoderne Sehnsucht nach einer verlorenen Zukunft. Um die Schönheit von „Geträumt hab' ich vom Martinszug“ zu beschreiben, erscheint der Begriff jedoch etwas unbefriedigend. Romantik ist im Anthropozän eine harte Nuss, und Brannten Schnüres Bereiche des Gehirns ... mehr
Und unsre Trauer wandelt wie Kinderschmerz
In Schlummer sich und wie die Winde
Flattern und flüstern im Saitenspiele
Die dritte Strophe von Friedrich Hölderlins Gedicht „Dem Sonnengott“ schildert einen Erzähler, der von Spleen gequält wird, bis der Schlaf seine kindliche Schwermut mit Musik verschwinden lässt. Auch wenn heutige Leser diese Betrachtungen über die Imagination des 19. Jahrhunderts vielleicht als bloße stilistische Plattitüden beurteilen, sprechen sie doch auch über das Grab hinaus als universelle Wahrheiten. Nur zweihundert Jahre später werden ähnliche Ängste und Hoffnungen immer noch durch verschiedene Kunstformen kanalisiert, mit wechselndem Erfolg und Nachhall. Brannten Schnüre ist einer jener neoromantischen Musikexperimentatoren, die eine lange Tradition der Feier von Volksmärchen und Exotik fortsetzen. Ihre sorgfältig ausgearbeiteten Loops, zögernden Melodien und stark nostalgischen Lyrik ließen sich leicht in das übersetzen, was der verstorbene Philosoph und Musikkritiker Mark Fisher „Hauntology“ nannte, eine postmoderne Sehnsucht nach einer verlorenen Zukunft. Um die Schönheit von „Geträumt hab' ich vom Martinszug“ zu beschreiben, erscheint der Begriff jedoch etwas unbefriedigend. Romantik ist im Anthropozän eine harte Nuss, und Brannten Schnüres Bereiche des Gehirns ... mehr
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