- Das Kohlekraftwerk Datteln IV soll bis 2038 laufen
- Uniper will fossiles Gasgeschäft weiter expandieren
- Unternehmensstrategie ist nicht ansatzweise Paris-kompatibel
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Berlin, Düsseldorf | 19.05.2020
Vor der morgigen digitalen Hauptversammlung des Energiekonzerns Uniper warnen die NGOs urgewald und Deutsche Umwelthilfe vor den Gefahren der geplanten Gasexpansionsprojekte und des herausgezögerten Ausstiegs aus der Kohleverstromung.
Vor der morgigen digitalen Hauptversammlung des Energiekonzerns Uniper warnen die NGOs urgewald und Deutsche Umwelthilfe vor den Gefahren der geplanten Gasexpansionsprojekte und des herausgezögerten Ausstiegs aus der Kohleverstromung.
Während
Europa innerhalb der nächsten zehn Jahre [1] aus der Energieerzeugung
mit Kohle aussteigen muss, um seinem Anteil am 1,5 Grad Ziel des Pariser
Klimaabkommens gerecht zu werden, will Uniper auch über das Jahr 2030
hinaus Kohle verbrennen. So betont Konzernchef Andreas Schierenbeck in
seinem Redemanuskript für die morgige Hauptversammlung [2], der Konzern
wolle sein umstrittenes neues Kohlekraftwerk Datteln IV
bis 2038 betreiben, also den großen Spielraum des geplanten deutschen
Kohleausstiegs maximal ausnutzen. Das besonders klimaschädliche
Braunkohlekraftwerk Berezovskaya in Russland soll sogar bis in die 2040er Jahre laufen.
Aufgrund alter Abnahmeverträge mit RWE und der Deutschen Bahn würde Datteln IV
mit hoher Auslastung laufen. Da Unipers andere Steinkohlekraftwerke in
Deutschland im aktuellen Strommarkt kaum wettbewerbsfähig sind und somit
nahezu stillstehen, würde Datteln IV zu signifikant höheren CO2-Emissionen
führen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW) kommt zu dem Ergebnis, dass die Inbetriebnahme von Datteln IV Mehremissionen von ca. 40 Mio. Tonnen CO2 verursachen würde. [3]
Sebastian Rötters, Energie-Experte bei urgewald, kommentiert:
„Uniper hat erklärt, bis 2035 in Europa CO2-neutral sein zu wollen. Datteln IV soll aber bis 2038 laufen, von den Gas-Kraftwerken ganz zu Schweigen. Erreicht werden soll dies durch die Kohlendioxid-Abscheide-Technologie CCS, die viele Konkurrenten aufgrund fehlender Praxistauglichkeit längst zu den Akten gelegt haben. Zur Not wäre Uniper aber auch bereit, die eigenen Emissionen über CO2-Zertifikate grünzufärben. Das zu 100 Prozent fossile Russland-Geschäft klammert der Konzern bei den CO2-Minderungszielen gleich komplett aus und will dort einfach so weitermachen wie bisher. Eine echte Klimaschutzstrategie sieht anders aus.“
„Uniper hat erklärt, bis 2035 in Europa CO2-neutral sein zu wollen. Datteln IV soll aber bis 2038 laufen, von den Gas-Kraftwerken ganz zu Schweigen. Erreicht werden soll dies durch die Kohlendioxid-Abscheide-Technologie CCS, die viele Konkurrenten aufgrund fehlender Praxistauglichkeit längst zu den Akten gelegt haben. Zur Not wäre Uniper aber auch bereit, die eigenen Emissionen über CO2-Zertifikate grünzufärben. Das zu 100 Prozent fossile Russland-Geschäft klammert der Konzern bei den CO2-Minderungszielen gleich komplett aus und will dort einfach so weitermachen wie bisher. Eine echte Klimaschutzstrategie sieht anders aus.“
Uniper will künftig noch stärker als bisher Geschäfte mit fossilem Erdgas machen. Bereits jetzt betreibt der Konzern mehr als 50 Prozent seiner Erzeugungskapazität mit Gas.
Während der Konzern immer wieder von „grünem Gas“ – im Idealfall mit
erneuerbaren Energieträgern erzeugtes Gas – als Zukunftsmarkt spricht,
machen die ersten zwei Pilotprojekte dafür derzeit gerade einmal 0,02 Prozent seiner gesamten Gaskapazität aus. Ein Ausbau über Pilotprojekte hinaus ist bisher nicht geplant.
Dagegen wird Uniper sein Geschäft mit fossilem Erdgas
weiter ausbauen. Mit einer massiven Expansion von Projekten wird Uniper
die Klimakrise weiter verschärfen. So plant der Konzern in
Wilhelmshaven das erste deutsche Terminal zum Import von Flüssigerdgas (LNG-Terminal), das seinen Betrieb bis zum Jahr 2023 aufnehmen soll. Mit dem kanadischen LNG-Produzenten Pieridae Energy
hat Uniper bereits einen 20-Jahre-Liefervertrag abgeschlossen. Uniper
setzt mit Flüssigerdgas bzw. LNG auf eine besonders klimaschädliche
Nutzung von Erdgas, da beim Verflüssigen und Regasifizieren große Mengen
Energie verloren gehen. Auch die Nutzung von amerikanischem Fracking-Gas ist wahrscheinlich.
Hinzu kommt die neue Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, an der Uniper beteiligt ist und die künftig fossiles Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren soll.
Constantin Zerger, Bereichsleiter Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe, sagt:
„Über
grünes Gas reden, in fossile Projekte investieren: Das ist die Masche
von Uniper-Chef Andreas Schierenbeck, der seinem Unternehmen ein grünes
Mäntelchen umhängen möchte. Tatsächlich investiert Uniper Milliarden in
LNG-Terminals und Erdgas-Pipelines. Das sind die fossilen Dinosaurier
und Sanierungsfälle von morgen. Werden diese Projekte zu Ende gebaut,
ist schon jetzt klar, dass wir die Klimaziele nicht einhalten werden.“
Zerger ergänzt:
„Uniper muss seinen Kurs fundamental ändern, weg von Kohle und fossilem
Erdgas und hin zu erneuerbaren Energien. Klimapolitisch unsinnige
Projekte wie das LNG-Terminal in Wilhelmshaven und die Pipeline Nord
Stream 2 müssen sofort abgebrochen werden.“
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