Verschärfung
der EU-Klimaziele und Nachverhandlungen in der Großen Koalition geben
Anlass für Hoffnung - 2019 zweitheißestes Jahr in Deutschland gemeinsam
mit 2014
Berlin,
26. 12. 2019 – Trotz Kohlekommission, Klimaschutzgesetz und jüngst
nachgebessertem CO2-Preis endet 2019 als ein vergeudetes Jahr für den
Klimaschutz. Deutschland gehört heute zu den europäischen Ländern mit
den geringsten Klimaschutzambitionen: Halbherzige Kohleausstiegspläne,
weiterhin hohe Subventionen für spritschluckende SUV und eine
Landwirtschaft, die unverändert auf Massentierhaltung setzt, sind
Ausdruck einer rückwärtsgewandten Politik, die sich den
Herausforderungen der Erderhitzung nicht stellen will. Auf der
gescheiterten Weltklimakonferenz in Madrid hat allein Europa mit dem EU
Green Deal ein positives Signal gesetzt. „Es macht Mut, dass eine ganze
Wirtschaftsregion den umweltverträglichen Umbau ihres Wirtschafts- und
Finanzsystems auf die Agenda setzt“, sagt Greenpeace-Geschäftsführer
Martin Kaiser. „Die Bundeskanzlerin muss jetzt Farbe bekennen: Wird sie
den europäischen Kurs anführen, oder wie so oft ausbremsen. Daran werden
wir Merkels politisches Erbe messen.“
Klimapaket auf Jahre ohne Wirkung
Mit
Klimaschutzgesetz und Klimapaket wollte die Bundesregierung im Herbst
die Weichen stellen für Deutschlands Klimaziele 2030. Doch in
entscheidenden Punkten wirkt das Paket zu wenig und zu langsam. Der im
Januar im Kohlekompromiss beschlossene Kohleausstieg ist bis heute nicht
gesetzlich verankert, kein Kraftwerk wurde abgeschaltet. Geradezu
grotesk wirkt, dass die Regierung mit Datteln IV nächstes Jahr noch ein
zusätzliches Kohlekraftwerk in Betrieb gehen lassen will. Auch
der in letzter Minute erhöhte CO2-Einstiegspreis bleibt mit 25 Euro so
niedrig, dass er im Verkehrssektor über Jahre keine Wirkung entfalten
wird. Die Regierung hat versäumt, langfristige Orientierung zu schaffen,
indem sie Diesel und Benziner unmissverständlich zu Auslaufmodellen
erklärt. Auch die Landwirtschaft kommt beim Klimaschutz nicht voran, das
zuständige Ministerium verschleppt Entscheidungen zu Düngeverordnung
und Fleischkennzeichnung. Rechtsunsicherheit und fehlende Perspektiven
treiben inzwischen Landwirtinnen und Landwirte auf die Straße.
Erderhitzung schreitet voran: 2019 zweitheißestes Jahr in Deutschland - gemeinsam mit 2014
Das
Jahr 2019 war in Deutschland das zweitwärmste seit Beginn der
Aufzeichnungen, gleichauf mit dem Jahr 2014. Nur im Jahr 2018 war es
heißer. Der Deutsche Wetterdienst bestätigte zudem, dass der Juni 2019
mit 4,4 Grad über dem langjährigen Mittel der heißeste je gemessene Juni
war. Überall auf der Welt fangen die Wälder in Folge der Erderhitzung
Feuer: in Australien, Brasilien, Kalifornien, Russland und auch in
Deutschland. Die Proteste von Fridays For Future und die Kritik der
Klimawissenschaft bringen auf den Punkt, was immer mehr Menschen selbst
spüren. Der politische Druck kommt künftig von unten und von oben:
Während Millionen Menschen auf den Straßen protestieren, erklärt die
Europäische Kommission den Klimaschutz mit dem Green Deal zur Priorität
Nummer eins. „Die Welt brennt. Die Regierung kann die Klimakrise nicht
weiter hasenfüßig angehen“, so Kaiser. „Sie muss im Koalitionsausschuss
mit mutigen Sofortmaßnahmen das Steuer herumreißen. 2020 wird ein
Klimaaktionsjahr!“

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