„Die
aktuellen Proteste von Agrarbetrieben zeigen es: Die Agrarpolitik in
der EU und im Bund hat die Landwirtschaft in eine gefährliche Sackgasse
gefahren. Die strategische Ausrichtung der Landwirtschaft auf möglichst
billige Rohstofflieferung für den globalisierten Weltagrarmarkt hat
verheerende Folgen für Mensch und Natur. Die Zeche für diese falsche
Agrarstrategie zahlen allzu oft die Agrarbetriebe. Sie erarbeiten die
Profite der international agierenden Konzerne im vor- und nachgelagerten
Bereich, die ihren Reichtum auf unser aller Kosten vermehren“, erklärt
Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE,
anlässlich der heutigen Trecker-Sternfahrt zur Demonstration der
Landwirte in Berlin. Tackmann weiter:
„Dass das
Produktionsrisiko allein bei den Erzeugerbetrieben liegt, war schon
Ergebnis einer Sektoruntersuchung des Bundeskartellamts, der leider
keinerlei Konsequenzen gefolgt sind. Dabei kennt die Bundesregierung das
Dilemma, wie ihre aktuelle Antwort auf eine parlamentarische Anfrage
der LINKEN zeigt (Drucksache 19/14822). Die Landwirtschaft macht als
Primärerzeugerin den kleinsten Teil der Bruttowertschöpfung in der
Lebensmittelkette mit durchschnittlich 13,6 Prozent aus, während der
nachgelagerte Wirtschaftsbereich im Durchschnitt über 86 Prozent
abschöpft. Landwirtinnen und Landwirte dürfen nicht länger Verlierer
dieses absurden Systems sein.
Gleichzeitig dürfen die sozialen
Verwerfungen entlang der Lieferkette keine Ausrede sein, die
ökologischen Probleme nicht endlich konsequent anzupacken. Nur so kann
Planungssicherheit und Verlässlichkeit für die Agrarbetriebe und die
ländlichen Räume wiederhergestellt werden. Die Agrarbetriebe brauchen
keine Lippenbekenntnisse der Bundesregierung für mehr
landwirtschaftliche Wertschöpfung, sondern Taten. Umso erschütternder
ist, dass diese aktuell gar keinen Handlungsbedarf sieht. Das ist eine
eklatante Fehleinschätzung, denn ein einfaches ‚Weiter-so‘ hilft weder
der Gesellschaft noch der Landwirtschaft selbst.
Ein neues
Agrarleitbild ist dringend notwendig für verlässliche Rahmenbedingungen,
die sowohl die ortsansässigen Agrarbetriebe als auch die natürlichen
Lebensverhältnisse sichern. Dazu gehört auch eine gerechte Verteilung
der Wertschöpfung in der Lebensmittelkette. Die Kosten für die Lösung
von Problemen dürfen nicht allein bei den Agrarbetrieben abgeladen
werden. Der Verdrängungswettbewerb durch Ausbeutung von Mensch und Natur
muss ersetzt werden durch ein kooperatives Wirtschaftssystem im
Interesse der gesamten Gesellschaft. Als LINKE reichen wir dazu der
Landwirtschaft die Hand.“
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