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BERLIN, 25.11.2019 – Die Viehzucht ist der häufigste Grund für illegale
Landnahmen in Reservaten und indigenen Gebieten in der brasilianischen
Amazonasregion. Sie trägt so zur Entwaldung bei und sorgt dafür, dass
die Rechte dort lebender indigener und anderer traditioneller
Gemeinschaften verletzt werden, heißt es in einem neuen Bericht von
Amnesty International.
„Illegale Rinderhaltung hat den größten
Anteil an der Abholzung im Amazonasgebiet. Sie stellt eine äußerst reale
Gefahr dar, nicht nur für die Menschenrechte dort lebender indigener
und traditioneller Gemeinschaften, sondern auch für das gesamte
Ökosystem unseres Planeten“, so Richard Pearshouse, leitender Krisen-
und Umweltexperte bei Amnesty International.
Rund zwei Drittel
der zwischen 1988 und 2014 abgeholzten Gebiete des Amazonas wurden
abgezäunt, niedergebrannt und in Weideland umgewandelt. Mit fast 500.000
km2 besitzt diese Fläche die fünffache Größe Portugals. Amnesty
International hat 2019 fünf der Schutzgebiete im brasilianischen
Amazonasgebiet besucht: die indigenen Gebiete Karipuna und
Uru-Eu-Wau-Wau, die Reservate Rio Ouro Preto und Rio Jacy-Paraná (im
Bundesstaat Rondônia) und das Gebiet der indigenen Manoki (im
Bundesstaat Mato Grosso).
Offizielle Daten, Satellitenbilder und
Besuche von Amnesty International vor Ort zeigen, dass illegale
Landnahmen, meist in Zusammenhang mit Rinderfarmen, in allen fünf
Gebieten zunehmen. Angehörige der indigenen Gemeinschaften und
traditionellen Gemeinden in vier der fünf Schutzgebiete berichteten
Amnesty International, dass diese neuen Invasionen oft von Gewalt,
Drohungen und Einschüchterungsversuchen begleitet wurden. Am fünften
Ort, dem Reservat Rio Jacy-Paraná, wurden inzwischen praktisch alle
ursprünglichen Bewohner vertrieben. Sie trauen sich nicht
zurückzukehren, weil auf ihrem Land jetzt bewaffnete Eindringlinge von
der Rinderzucht leben.
Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Nutzfläche ist gängige Praxis
Viehzüchter
und grileiros – Privatpersonen, die sich illegal Land aneignen – folgen
einer weit verbreiteten Vorgehensweise zur Umwandlung tropischen
Regenwaldes in Weideland. Waldflächen werden gekennzeichnet, Bäume
gefällt, dann wird Feuer gelegt (oft mehrfach im gleichen Gebiet), um
auf dem Brachland anschließend Weidegras für Rinder zu säen.
Drohnenaufnahmen zeigen entsprechende Aktivitäten im indigenen Gebiet der Manoki in Mato Grosso.
Unterstützung für illegale Rinderfarmen
Die
Recherchen von Amnesty International zeigen nicht nur, dass die
Regierung von Präsident Bolsonaro die Mittel für die Umwelt- und
Indigenenschutzbehörden gekürzt hat und deren Arbeit anderweitig
untergräbt, sondern auch, dass einige bundesstaatliche Behörden die
Rinderhaltung in Schutzgebieten unterstützen.
„Die
Öffentlichkeit hat ein Recht, mehr über Rinderfarmen in geschützten
Gebieten zu erfahren – schließlich handelt es sich dabei um eine
kriminelle Aktivität. Die brasilianischen Behörden müssen diese
Informationen öffentlich verfügbar machen und angemessene Maßnahmen
ergreifen, um illegalen Rinderfarmen in geschützten Gebieten ein Ende zu
setzen“, so Richard Pearshouse. |
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