Hamburg, 25. Oktober 2019 – Die
internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN macht abermals auf
die verheerenden Tierschutzmängel aufmerksam, die auf vielen
Büffelfarmen Italiens noch immer herrschen. Neues Material, das der Organisation zugespielt wurde, zeigt abgemagerte und kranke Tiere in verdreckten Ställen. Diese
Zustände zeichnen ein wenig luxuriöses Bild des weltweit beliebten
Edelprodukts ‚Mozzarella di Bufala Campana DOP‘. Im Rahmen einer
aktuellen Umfrage hat VIER PFOTEN die Maßnahmen von 13 Supermarktketten
im deutschsprachigen Raum für mehr Tierwohl bei der Büffelhaltung
bewertet. Es zeigt sich, dass die Supermärkte ihre Bemühungen um
Mindeststandards in den vergangenen Jahren stark verbessert haben.
Dennoch kann VIER PFOTEN Büffelmozzarella nach wie vor nicht mit gutem
Gewissen empfehlen.
„Wir
haben Tierwohlkriterien, Kontrollen und die Rückverfolgbarkeit in der
Lieferkette bei Aldi Süd & Nord, Kaufland, Lidl, Rewe abgefragt“,
erklärt Nina Jamal, Kampagnenleiterin Nutztiere und Ernährung bei VIER PFOTEN.
„Positiv ist, dass der Handel einige konkrete Maßnahmen in die richtige
Richtung gesetzt hat. Leider zeigen die Bedingungen vor Ort aber, dass
die Büffelhaltung nach wie vor von einem Top-Standard weit entfernt ist.
Zum derzeitigen Zeitpunkt rät VIER PFOTEN daher jenen Konsumenten, die
nicht auf Mozzarella verzichten wollen, auf Bio-Produkte aus Kuhmilch zu
setzen."
Seit VIER PFOTEN im Jahr 2014 seine Arbeit zu
Büffelmozzarella begann, gab es einige positive Veränderungen. So
streben Farmen mittlerweile aus Eigeninitiative bessere
Haltungsbedingungen an, und Supermärkte stellen Tierwohlforderungen an
ihre Lieferanten. Auf vielen italienischen Büffelfarmen zeichnet sich
allerdings noch immer ein grausames Bild ab: Die Tiere werden in
kleinen, verdreckten Ställen gehalten und ohne Zugang zu grünen
Weideflächen. Oft fehlt den Wasserbüffeln Zugang zu Wasser oder Schlamm,
in dem sie sich, ihren natürlichen Instinkten entsprechend, baden und
abkühlen können. Einige der Tiere waren stark unterernährt.
„Die Zustände auf den Farmen sind schockierend.
Supermärkte, Händler und Produzenten vermarkten Büffelmozzarella als
hochwertiges Produkt. Dann müssen aber auch die Haltungsbedingung
entsprechend hochwertig sein. Wir fordern regelmäßige und verpflichtende
Tierschutzkontrollen“, sagt Jamal.
Außerdem fordert VIER PFOTEN Supermärkte und
Einzelhändler auf, ihre Marktmacht zu nutzen: „Sie sollen eigenständige
Kontrollen durchführen“, sagt Jamal. „Außerdem müssen sie viel
vehementer auftreten, um die Einhaltung verbindlicher
Tierschutzkriterien sowie unabhängige Kontrollen auf den Betrieben
durchzusetzen."
Männliche Kälber als lästiges Abfallprodukt
Bereits im August 2018 machte eine von VIER PFOTEN
ebenfalls in Italien durchgeführte Recherche das Leid der männlichen
Büffelkälber deutlich. Als wertloses Nebenprodukt betrachtet, werden die
Jungtiere oft bewusst vernachlässigt. Sterben sie nicht an den Folgen
der schlechten Haltungsbedingungen, werden sie durchschnittlich 30 Tage
nach ihrer Geburt geschlachtet. Doch die Situation der männlichen Kälber
verbessert sich langsam: Mittlerweile erhalten Bauern laut einer
staatlichen Verordnung eine kleine Prämie, wenn sie das Kalb
ordnungsgemäß zum Schlachter bringen. Außerdem sorgt eine neue
Checkliste der italienischen Regierung dafür, dass die speziellen
Tierwohlkriterien für Wasserbüffel bei Kontrollen berücksichtigt werden.
Das Geschäft mit der Büffelmilch
Kampanien ist mit 90 Prozent der Büffelmilchgewinnung
die produktionsstärkste Region Italiens. 74 Prozent der rund 400.000 in
Italien lebenden Wasserbüffel werden in Kampanien gezüchtet. Insgesamt
gibt es landesweit über 2.200 Büffelfarmen. Die überwiegende Mehrheit
davon – 77 Prozent – sind reine Milchproduzenten, 14 Prozent sind reine
Fleischproduzenten und nur neun Prozent nutzen die Tiere sowohl für die
Milch- als auch Fleischproduktion. Büffelmozzarella aus Kampanien trägt
das DOP-Siegel (Denominazione di Origine Protetta, geschützte
Herkunftsbezeichnung) und ist der Exportschlager Zentral- und
Süditaliens. Hauptabnehmer des Luxuskäses sind Frankreich, Deutschland,
Großbritannien, USA, Schweiz und Spanien. |
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