Für den Fall einer Atomkatastrophe
Durch die kürzlich von der Bundesregierung vollzogenen Aufstockung der
dezentralen Bestände an hochdosierten Jodtabletten für den Fall einer
Atomkatastrophe sieht die IPPNW ihre langjährigen Forderungen zur
Risikovorsorge teilweise erfüllt. Die Ärzteorganisation fordert
zusätzlich jedoch eine Vorverteilung der Tabletten an die Bevölkerung.
Kinderarzt Dr. med. Alex Rosen, Vorsitzender der IPPNW, erklärt:
„Endlich hat auch die Strahlenschutzkommission unsere Argumente
übernommen, dass es im Fall einer Atomkatastrophe in Deutschland oder den
Nachbarländern durchaus über mehrere Tage zur Freisetzung von
radioaktiven Stoffen kommen kann. Radioaktives Jod, das zu
Schilddrüsenkrebs führen kann, spielt zwar nur eine geringfügige Rolle
in der Gesamtheit der gesundheitlichen Effekte bei einer Atomkatastrophe,
ist aber das einzige Isotop, bei dem uns mit den hoch-dosierten
Jodtabletten eine Art Prophylaxe zur Verfügung steht.“
Künftig soll nun die gesamte Bevölkerung im Umkreis von 100 Kilometern
um ein Atomkraftwerk Jodtabletten erhalten, Schwangere, Kinder und
Jugendliche sogar im ganzen Bundesgebiet. Die Kosten der rund 190
Millionen Jodtabletten sollen bei etwa 8,4 Millionen Euro liegen und
werden nicht von den Atomkraftwerksbetreibern, sondern vom Steuerzahler
getragen.
Eine Vorverteilung der Jodtabletten an die Bevölkerung wie in Österreich
oder der Schweiz ist in Deutschland allerdings weiterhin nicht vorgesehen.
Dr. Rosen sagt: „Wir raten aufgrund der Notwendigkeit einer
frühzeitigen Einnahme der Jodtabletten auch weiterhin zu einer
flächendeckenden Vorverteilung der Jodtabletten an alle Haushalte im
Umkreis von Atomkraftwerken. Ebenso wäre auch eine Vorverteilung an
Betreuungseinrichtungen wie Kindertagesstätten oder Schulen sinnvoll,
denn im Fall einer Atomkatastrophe und notwendiger Massenevakuationen wie
rund um Tschernobyl oder in Fukushima könnte es unter Umständen nicht
mehr möglich sein, die Jodtabletten von zu Hause abzuholen.
Die Risikovorsorge mit Jodtabletten wird auch nach der geplanten
Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke 2022 aufgrund der an den
AKW-Standorten verbleibenden hoch-radioaktiven Brennstäben und der
weiterlaufenden Atomkraftwerken in den Nachbarländern für viele
Jahrzehnte notwendig. Von einem Super-GAU in den grenznahen
Atomkraftwerken in der Schweiz, Belgien, Frankreich oder Tschechien wäre
die Bevölkerung in Deutschland je nach Wetterbedingungen viel massiver
betroffen als die Bevölkerung in den jeweiligen Ländern, wie kürzlich
erst eine Schweizer Studie eindrücklich darstellte.
Hintergrundinformationen:
IPPNW-Empfehlung bei Atomreaktorunfällen zum Schutz der Schilddrüse mit
speziellen Jod-Tabletten (Jodblockade)
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW-Empfehlungen_Jodtabletten.pdf
(Link:
https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW-Empfehlungen_Jodtabletten.pdf
)
Szenario eines Atomunfalls in grenznahen AKWs in der Schweiz
www.ippnw.de/atomenergie/sicherheit/artikel/de/radioaktive-kontamination-in-deutsch.html
(Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/sicherheit/artikel/de/radioaktive-kontamination-in-deutsch.html
)
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2. Oktober 2019
DEUTSCHLAND KAUFT 190 MILLIONEN JODTABLETTEN - IPPNW FORDERT VORVERTEILUNG
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