Ein Jahr vor Beginn der Olympiade in Tokio (Japan) - Der Super-GAU in
Fukushima ist nicht unter Kontrolle
Aktivist*innen der Kampagne „Tokyo 2020 – The Radioactive Olympics“
protestierten heute in Frankfurt am Sitz des Deutschen Olympischen
Sportbundes (DOSB). Die Kampagne wurde von der Ärzteorganisation IPPNW
und von japanischen und internationalen Organisationen initiiert, um daran
zu erinnern, dass der Super-GAU von Fukushima von 2011 noch immer nicht
unter Kontrolle ist. Anlass der Aktion ist die feierliche Eröffnung der
Olympischen Sommerspiele in Japan in einem Jahr, am 24. Juli 2020. Die
japanische Regierung plant die Austragung der Baseball- und
Softballspiel-Wettkämpfe in der Hauptstadt der Präfektur Fukushima –
50 Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi entfernt. In
nur 20 Kilometer Entfernung soll im J-Village, Aufenthaltsort von
überwiegend jungen Athlet*innen, zudem der olympische Fackel-Lauf starten.
In Strahlenschutzanzügen, mit dem um ein Radioaktivititätszeichen
ergänzten olympischen Ringen sowie einer umgestalteten olympischen Fackel
machten die Aktivistist*innen auf die anhaltende Gefahr durch die
havarierten Reaktoren in Fukushima aufmerksam. Sie betonten, dass die
Olympischen Spiele nicht dazu missbraucht werden dürften, vom Schicksal
der Betroffenen in Japan und der anhaltenden radioaktiven Gefährdung der
Menschen abzulenken.
Kampagnenvertreter Dr. Jörg Schmid (IPPNW) erklärte: “Wir verstehen
die Ausrichtung der Olympiade als Versuch, der Welt Normalität zu
präsentieren, obwohl es keine Normalität in den von Strahlung
betroffenen Gebieten Japans gibt“. Er appellierte an die Athlet*innen
und die Sport-Funktionäre, sich der anhaltenden Probleme der
Bevölkerung bewusst zu sein, die dauerhaft in den radioaktiv
kontaminierten Regionen Nordost-Japans lebt. Diese müssten Strahlendosen
als normal hinzunehmen, die gegen internationale Regularien des
Strahlenschutzes verstoßen. „Die Bevölkerung wird bewusst einer
deutlichen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt. Das ist nicht hinnehmbar“,
so Schmid.
Verlesen wurde der Brief des Vorsitzenden einer Klägergruppe gegen das
japanische Energieversorgungsunternehmen Tepco Takashi Nakajima, der der
japanischen Regierung „Lügen über Fukushima“ vorwirft und auf die
anhaltende radioaktive Kontamination des Meerwassers hinweist: „Wenn man
versucht, die Atomkatastrophe zu verschleiern, die Untersuchungen der
Ursachen und der wirklichen Schäden nicht vornimmt und den Opfern nicht
hilft, besteht die große Möglichkeit, dass sich solch eine
Atomkatastrophe wiederholen wird.“
Dr. Anette Bänsch-Richter-Hansen (IPPNW) wies darauf hin, dass
Sportstätten in Fukushima-Stadt sowohl aus symbolischen als auch aus
politischen Beweggründen heraus für die Austragung von Softball- und
Baseballspielen ausgewählt worden seien. Hier sollten sogar die
symbolträchtigen ersten Wettkämpfe der Olympischen Spiele stattfinden.
„Es ist zynisch, dass in Fukushima keine westlichen Teams antreten
werden, sondern vor allem asiatische Mannschaften. Westlichen Athleten
wäre die Austragungsstätte wohl nicht zu vermitteln gewesen,“ so
Bänsch-Richter-Hansen.
Yoko Schlütermann (Deutsch-japanische Gesellschaft, Dortmund) forderte
den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann,
in einem Schreiben auf, auf die Wettkämpfe in Fukushima-Stadt zu
verzichten. Sie wies zudem darauf hin, „dass die
Dekontaminationsarbeiten in Fukushima wegen der Olympischen Spiele nicht
vorankommen, da viele Bauarbeiter in Tokyo eingesetzt werden“.
Eine IPPNW-Information zu den Olympischen Spielen 2020 in Japan finden Sie
unter ippnw.de/bit/info-tokyo_de (Link:
https://www.fukushima-disaster.de/fileadmin/user_upload/pdf/deutsch/IPPNW_Info_Tokyo_DE.pdf
)
Weitere Informationen zu der Kampagne "The Radioactive Olympics" finden
Sie unter http://www.radioactive-olympics.org
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24. Juli 2019
ÄRZTE WARNEN VOR “RADIOAKTIVEN OLYMPISCHEN SPIELEN 2020”
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