Umweltaktivisten organisieren in 62 Städten Aufräumaktion an Ufern
Hamburg, 18. 3. 2016 – Unter dem Motto #wellemachen demonstrieren morgen, am Samstag, den 19. 3., Greenpeace-Ehrenamtliche in 62 Städten gegen die zunehmende Vermüllung der Meere. Die Aktivisten präsentieren unter anderem in Hamburg, Köln und Dresden Müll, den sie an Gewässern sammeln oder gesammelt haben. „Wir krempeln die Ärmel hoch als Zeichen für den Meeresschutz“, sagt Sandra Schöttner, Meeresexpertin von Greenpeace. „Egal ob an der Ostsee oder in den Alpen: Plastik gelangt oft über die Flüsse ins Meer. Dort verrottet es nicht, sondern belastet für mehrere hundert, wenn nicht tausende Jahre die Ökosysteme.“
Plastikmüll treibt in riesigen
Müllstrudeln durch die Meere und sammelt sich selbst an entlegenen
Stellen wie Tiefseegräben oder der Arktis. Der meiste Plastikabfall
gelangt aus China, Indonesien und weiteren asiatischen Ländern ins Meer.
Doch auch Deutschland ist Teil des Problems: Deutsche verbrauchen mit
Abstand das meiste Plastik in der EU – ein Viertel der Gesamtmenge. Laut
offiziellen Angaben werden 57 Prozent des deutschen Plastikmülls
verbrannt, 42 Prozent recycelt und nur ein Prozent deponiert. „Zwischen
unserem Plastikverbrauch und dem Plastikmüll klafft eine verdächtige
Lücke von rund vier Millionen Tonnen pro Jahr“, so Schöttner. „Wo landet
dieses Plastik, wenn es nicht verbrannt oder recycelt wird? Bestimmt
auch in der Umwelt, wo es zum Problem wird.“
Ozeane verkommen zum Plastikendlager
Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle
gelangen jedes Jahr weltweit alleine von Land aus ins Meer. Dort werden
Plastikteile zur tödlichen Falle für viele Meereslebewesen wie
Seevögel, Schildkröten oder Delfine: Diese verheddern sich darin und
ertrinken – oder verwechseln sie mit Nahrung. Auch im Magen eines der
kürzlich an der Nordseeküste gestrandeten Pottwale fanden
Wissenschaftler ein Fischernetz. Plastik macht mittlerweile über die
Hälfte des Mülls an den Stränden der Nord- und Ostsee aus.
Der Wellengang und die UV-Strahlung
zerkleinern den schwimmenden Plastikmüll in mikroskopisch kleine
Teilchen – sogenanntes Mikroplastik. Doch auch in Kosmetika steckt
Mikroplastik in Form von winzigen Perlen oder Granulaten. Zu klein, um
aus unseren Abwässern gefiltert zu werden, gelangen diese über die
Flüsse ins Meer. Dort sammeln sich an den Partikeln Umweltschadstoffe,
teils in hoher Konzentration. Forscher haben längst Mikroplastik in
Plankton, Muscheln und Garnelen nachgewiesen – auch in Nordseefischen
wie Makrele, Hering oder Flunder. So landen giftige Plastikabfälle über
die Nahrungskette unter Umständen wieder auf unserem Teller.
Verbraucher und Politik können ihren Teil
beitragen, denn vielerlei Plastik lässt sich aus unserem Alltag
verbannen: an erster Stelle Mikroplastik in Kosmetika, aber auch
typisches Wegwerfplastik wie Einwegflaschen, To-Go-Kaffeebecher,
Verpackungen oder Einwegtüten. Die Deutschen verwenden beispielsweise
pro Jahr 76 Plastiktüten, nicht eingerechnet die dünnen Obst- und
Gemüsebeutel. „Viel zu viele“, sagt Schöttner. „Wir brauchen dringend
eine gesetzliche Regelung gegen Einwegtüten – sowie ein Verbot von
Mikroplastik in Kosmetika. Freiwillige Selbstverpflichtungen der
Industrie und Händler reichen nicht.“

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