Als die Soldaten kamen - Die Störenfriedas
Es ist ein großes Tabu, an dem die Historikerin Miriam Gebhardt mit ihrem Buch „Als die Soldaten kamen“ rüttelt.
Über die Vergewaltigungen am Ende des 2. Weltkrieges wurde nicht
gesprochen, hunderttausende von Frauen schwiegen aus Scham. In der
deutschen Nachkriegsgesellschaft war kein Platz für ihre Trauer. Es
galt, die vertraute patriarchale Ordnung wieder herzustellen und die
seelischen und körperlichen Wunden der Kriegsversehrten zu heilen. Das
Land lag in Trümmern, da galten die Traumata der Frauen wenig.
Vergewaltigung im Krieg ist nichts leider kein Alleinstellungsmerkmal
des 2. Weltkrieges. In allen Kriegen wird vergewaltigt, um den Feind zu
demütigen, seinen Rückhalt zu zerstören. Die Frauenkörper sind dort wie
anderswo nur Mittel zum Zweck. Vergewaltigung im Krieg ist als
Kriegswaffe anerkannt. Wie viele Frauen Vergewaltigungen durch die
sogenannten Befreier erlitten, lag lange im Dunkeln. Im Zuge der zweiten
Frauenbewegung versuchte die Feministin Helke Sander das Schweigen zu
brechen – und stieß auf heftigen Widerstand. Eingestehen wollte man
höchstens, dass die Rotarmisten vergewaltigten, es unterstrich die
rassistische Sicht auf die „Untermenschen“ aus dem Osten. Dennoch regte
sich höchstens verletzter Nationalstolz ob des verlorenen Krieges und
der „geschändeten“ Frauen, Mitgefühl mit den Frauen, Anerkennung oder
gar Entschädigungen gab es nicht. Zusätzlich überragte das Entsetzen
über die Gräueltaten des Holocaust jede emotionale oder
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Verlusten des
„Tätervolkes“.
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