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24. Juni 2013
Kundgebung gegen völkische Schüler-burschenschaften in Hamburg, Sa., d. 6. Juli 2013
Gegen das bundesweite Treffen völkischer Schülerburschenschaften in Hamburg
Am Samstag den 6. Juli soll in Hamburg das jährliche, bundesweite Treffen
des Allgemeinen Pennäler Rings (APR), einem Zusammenschluss extrem rechter
Schülerburschenschaften stattfinden. Verantwortlich für das Treffen ist
die Naziverbindung Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg;
Ort des Treffens die einschlägig bekannte Hamburger Burschenschaft
Germania. Dagegen machen wir mobil!
Erst im April war die Chattia aufgefallen, als sie gegen eine weitere
Kieler Schülerverbindung aus dem APR ein blutiges Säbel-Duell austrug und
dazu auch der NPD-Kandidat Björn Neumann erschien, der vor dem Haus einen
Presse-Fotografen tätlich angriff. Nun lädt die Chattia, mangels eigenen
Haus, in die Räume der befreundeten Germania aus der Sierichstraße. Wieder
wird eine Säbelmensur auf den nackten Oberkörper erwogen, ein Zweikampf zu
dem die Pennalien auch Minderjährige antreten lassen können. Vor allem
soll bei dem „23. Pennälertag“ aber die bundesweite Arbeit des APR
koordiniert werden.
Der APR – völkisch, elitär, männerbündisch und offen für Neonazis
Momentan gehören dem APR 13 Schülerburschenschaften hauptsächlich aus
Norddeutschland an. Diese bezeichnen sich selbst als
„national-freiheitliche und wehrhafte Pennalkorporationen“ und bekennen
sich zum burschenschaftlichen Prinzip. Gegründet wurde der APR 1990 von
ursprünglich fünf Schülerburschenschaften. Darunter die Pennalen
Burschenverbindung Teutonia Hamburgia, über die der Hamburger
Verfassungsschutz in einem geheimen Bericht 1993 schrieb, es handele sich
bei der Teutonia um eine „eindeutig rechtsextremistische Verbindung“, der
„auch ausschließlich Rechtsextremisten angehören.“ Die Hamburger Teutonen
veranstalteten damals mit anderen Burschenschaftern und Neonazis aus dem
Umfeld von Christian Worch und Thomas Wulff Wehrsportübungen in der
Lüneburger Heide.
Als quasi programmatische Grundlage veröffentlichte der APR 2005 ein
„Geleitheft der konservativen Jugend - Identitätssuche, Pflichterfüllung
und Rebellion“. Der schwülstige Text strotzt nur so vom Bekenntnis zu
Männerbund, Elite, Führertum und völkischem Nationalismus. „Jugend unseres
Volkes!…Erhebe dich aus den Trümmern unserer Zeit, befreie dich von allem,
was dich peinigt – breite deine Flügel über unser ew‘ges Vaterland und
benetze sie mit deinem Schweiß und Blute … ignoriere die Schwätzer und
achte deine Führer!“ heißt es dort. Gepriesen wird dort auch das wohl
bekannteste Lied des Jungvolks in der Hitler-Jugend (HJ) „Auf hebt unsre
Fahnen“, in dem Werte besungen werden, welche als Vorbild für die Pennäler
gelten sollen. Sogar aus Hitlers Rede 1935 vor 50.0000 HJ-Angehörigen
wird, allerdings leicht abgeändert, zitiert. „Zäh wie Leder – schnell wie
die Windhunde – hart wir Kruppstahl“, so müsse auch die heutige
„konservative“ Jugend laut APR-Heft sein.
Die pennale Mensur
Bei den meisten Schülerburschenschaften (Pennalien) des APR müssen die
jungen Mitglieder eine Mensur nach der „Linzer Pauk- und Ehrenordnung von
1958“ (LPO) schlagen. Die ritualisierten Körperverletzungen werden nicht
wie bei den studentischen Verbindungen auf den Kopf geschlagen, sondern
mit stumpfem Säbeln auf den nackten Oberkörper. Die entstehenden Riss- und
Quetschwunden bleiben so anschließend unter der Kleidung verborgen, denn
Schülermensuren waren früher oftmals verboten. In der LPO ist auch
geregelt, wer überhaupt die Säbelduelle austragen darf, Schüler „die das
14. Lebensjahr vollendet haben, sowie alle Personen, welchen der
‚Allgemeine Ehrenkodex’ die Waffenehre zuspricht,“ es „gelten die
Bestimmungen des Waidhofner Abkommens.“ Mit dem Waidhofner Abkommen wurde
Ende des 19. Jahr-hunderts beschlossen, „dem Juden auf keine Waffe mehr
Genugtuung zu geben, da er deren unwürdig ist!“ Bei den Pennalien ist der
radikale Antisemitismus, den die Verbindungen vom Wilhelminismus bis zum
Nationalsozialismus propagierten, bis heute virulent.
Die Organisatoren Chattia Friedberg
Die diesjährigen Hamburger Ausrichter des APR-Tages sind mit der
neofaschistischen Szene bestens vernetzt. In der jüngsten Vergangenheit
gab es häufige Doppelmitgliedschaften mit der NPD. Gleich zwei Hamburger
Chatten verloren wegen ihrer neonazistischen Aktivitäten ihren Job als
Lehrer bzw. Filial-Leiter einer Bank. Letzterer hatte 2008 einen braunen
Bestseller namens „Blutzeugen“, über gefallene NS-Kämpfer in der Weimarer
Republik veröffentlicht. Bei Treffen, zu denen die Chattia einlud, kamen
auch schon ehemalige SS-Soldaten, Aktivisten der Kameradschaftsszene und
2007 mit Klaus Kaping ein verurteilter Holocaustleugner. Ein inzwischen
aus der Szene ausgestiegener Chatte war 2010 für den Ordnerdienst der
Hamburger NPD aktiv. Mitglieder der Chattia waren in den letzten Jahren
häufiger im Vorstand des APR vertreten, sei es als Sprecher oder
Kassenwart. Laut eigenen Angaben wurden 2012 „die Veranstaltungen …
teilweise weniger besucht, … aber viele Reisen und Besuche in Deutschland
durchgeführt.“ Man trifft sich entweder bei befreundeten Burschenschaften,
in Hinterzimmern von Kneipen oder bei Chatten zuhause.
Identitäre Bewegung von (Schüler-) Burschenschaftern mitbegründet
Die ursprünglich aus Frankreich stammende Identitäre Bewegung wurde in
Deutschland maßgeblich von Burschenschaftern mit aufgebaut und erfreut
sich gerade großer Beliebtheit in der rechten Szene. Die Identitären,
Wahlspruch „100 % Identitär, 0 % Rassismus “, wollen ihren völkischen
Nationalismus mit kulturalistischer Verpackung als harmlos verkaufen.
Einer der treibenden Köpfe ist Felix Menzel von der Pennalen
Burschenschaft Theodor Körner, bis 2007 APR-Vorsitzender. Er will in
Dresden am 1. Juli ein Identitäres Zentrum mit mehreren Räumen eröffnen.
Anfang Oktober 2012, bevor die Identitäre Bewegung Deutschland (IBD)
gegründet wurde und ihren ersten Internetauftritt hatte, präsentierte die
Hamburger Burschenschaft Germania auf ihrer Facebookseite eine
„Kriegserklärung“ (Eigenbezeichnung) der „Generation Identitaire“ dem
großen französischem Vorbild. Die Videobotschaft, welche die Germanen als
„großartig“ empfohlen, wurde bald von youtube für Deutschland gesperrt.
Einen Tag nach der „Kriegserklärung“ durch die Germanen wurden die
Identitären in Deutschland gegründet. Alles nur Zufall?
Die Identitären fielen in Hamburg vor allem durch Störaktionen wie im
Museum für Völkerkunde und einer antirassistischen Kundgebung im Stadtteil
Horn auf. Die Aktionen und die Internetpräsenz der Hamburger Identitären,
finden auch bei Mitgliedern aus hiesigen Verbindungen Zuspruch. So z.B.
bei einem Aktivisten der sich Schränker Edé nennt. Maik A., so der
richtige Name, war 2012 Kassenwart der neofaschistischen PB Chattia. Und
so schließen sich die Kreise aus völkischen Pennälern, rechten
Akademikern, reaktionären Konservativen, neurechten Ideologen und
aktionsorientierten Identitären. Ein Teil dieses Spektrums wird Anfang
Juli in Hamburg beim Pennäler-Tag zusammen kommen.
Kundgebung gegen völkische Schüler-burschenschaften
Sa., d. 6. Juli 2013, 10.30 Uhr pünktlich
Kreuzung Sierichstr. Ecke Gellerstr.
Hamburger Bündnis gegen Rechts
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