24. Juni 2013

HOMOPHOBIE IN AFRIKA NIMMMT ZU



AMNESTY: VIELE AFRIKANISCHE STAATEN WOLLEN GESETZE GEGEN HOMOSEXUELLE
VERSCHÄRFEN / REGIERUNGEN SCHÜREN GEWALT GEGEN SEXUELLE MINDERHEITEN STATT SIE ZU BEKÄMPFEN


BERLIN/JOHANNESBURG, 25.06.2013 - Viele afrikanische Regierung schüren die
Homophobie statt Gewalt gegen Schwule und Lesben zu bekämpfen. Zu diesem
Schluss kommt Amnesty International in einem heute veröffentlichten Bericht
zur Lage von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen
(LGBTI) in Afrika.

Der Bericht „Wenn Liebe zum Verbrechen wird“ dokumentiert das erschreckende
Ausmaß von Gewalt gegen Homosexuelle in den Ländern südlich der Sahara.
„Erschreckend ist auch, dass viele afrikanische Politiker die Gesetze gegen
Homosexualität noch verschärfen wollen“, sagt Franziska Ulm-Düsterhöft,
Afrikaexpertin von Amnesty International.


In 38 Ländern südlich der Sahara gelten homosexuelle Handlungen als
Straftat und werden als „unnatürliche fleischliche Akte“ oder „Akte gegen
die natürliche Ordnung“ qualifiziert. In den vergangenen fünf Jahren haben
etwa der Süd-Sudan und Burundi neue Gesetze zur Bestrafung
gleichgeschlechtlicher Liebe eingeführt. In Uganda, Liberia und Nigeria
wird die Verschärfung bestehender Gesetze in den Parlamenten diskutiert.
Der Amnesty-Bericht nimmt die aktuelle Gesetzeslage quer durch den
Kontinent unter die Lupe und beschreibt das Leben der Betroffenen anhand
von Fallbeispielen aus Uganda, Kenia, Südafrika und Kamerun. „Alltägliche
Diskriminierung, Hetze von Politikern und Religionsführern, verschärfte
Gesetze und Gewalt gegen LGBTI-Personen bilden einen Teufelskreis“,
kritisiert Ulm-Düsterhöft. „Es fehlt an dem politischen Willen, diesen
Teufelskreis zu durchbrechen und Angriffe auf Homosexuelle strafrechtlich
zu verfolgen.“


„Die meisten homophoben Gesetze sind ein direktes Erbe des Kolonialismus“,
so Ulm-Düsterhöft. „Über 40 afrikanische Ethnien tolerierten beispielsweise
die Ehe zwischen zwei Frauen. Doch als die ehemaligen Kolonialmächte
abzogen, blieben die Verbote bestehen.“ Deshalb sei es absurd, wenn
Homosexualität von afrikanischen Politikern als Import aus dem Westen
gebrandmarkt werde.


Nur in einigen Ländern sieht Amnesty positive Entwicklungen: So haben
Mosambik und Botswana die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung
gesetzlich verboten. „Außerdem gibt es immer mehr zivilgesellschaftliche
Initiativen, die sich für die Rechte von LGBTI einsetzen“, sagt
Ulm-Düsterhöft. „Diesen müssen wir den Rücken stärken.“

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