3. September 2019

Greenpeace kommentiert anstehende Entscheidung zu Tierwohl-Label und EU-Agrarförderung im Bundeskabinett


Hamburg, 3. September 2019 – Das Bundeskabinett wird morgen den stark umstrittenen Vorschlag von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) für ein freiwilliges Tierwohl-Siegel von Schweinefleisch-Produkten annehmen. Medienberichten zufolge hat die Regierung zudem entschieden, lediglich sechs Prozent von möglichen 15 Prozent der deutschen EU-Agrargelder umzuschichten, um damit gezielt Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft zu fördern. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Lasse van Aken kommentiert die Beschlüsse:  

„Es ist kaum nachzuvollziehen, dass die Regierungsparteien Klöckner auf ihrem fragwürdigen Kurs folgen, statt endlich entschlossen gegen quälerische Massentierhaltung und Umweltzerstörung in der Landwirtschaft vorzugehen. Was hierzulande in Sachen Agrarpolitik entschieden wird, hat globale Auswirkungen. An der Klimakrise, dem Artensterben und den Bränden im Amazonas-Regenwald trägt die seit Jahrzehnten allein auf Profit ausgerichtete Landwirtschaft in Deutschland eine klare Mitschuld. Die Klimaziele können nur noch mit einer konsequenten Agrarwende erreicht werden - und dafür muss die Fleischproduktion deutlich sinken und die Umstellung auf Öko-Landbau gezielt gefördert werden.”

Zum Tierwohl-Siegel
„Klöckners Label verschleiert, statt Transparenz zu schaffen: Was die Ministerin als Beitrag zum Tierwohl ausgibt, fördert die Massentierhaltung und erhöht den Bedarf an Futtermitteln wie Soja, für das in Südamerika wertvolle Wälder zerstört werden. Greenpeace hat zudem mit einem Gutachten nachgewiesen, dass die Kriterien des Klöckner-Labels verfassungswidrig sind, sie verstoßen gegen das Tierschutzgesetz und stehen im Widerspruch zur EU-Gesetzgebung. Tierquälerische Praktiken wie das Kupieren der Ringelschwänze werden in Deutschland immer noch hingenommen, obwohl sie in der EU seit Jahrzehnten verboten sind. Anstatt in Europa eine Vorreiterrolle einzunehmen und eine verpflichtende Kennzeichnung für Fleisch und Wurst durchzusetzen, drückt die Ministerin ein weiteres und zudem überflüssiges Siegel in den Markt. Damit stiftet sie nur Verwirrung. So können Verbraucherinnen und Verbraucher keine gewissenhafte Kaufentscheidung treffen. (Gutachten vom Juni 2019: www.greenpeace.de/presse/publikationen/gutachten-tierwohl-label )

Zur Umschichtung der Agrarsubventionen

„Gerade erst hat der jüngste Bericht des Weltklimarats die Notwendigkeit einer konsequenten Agrarwende gezeigt, und die deutsche Regierung schafft es noch nicht einmal, im Rahmen der bereits gegebenen Möglichkeiten das Steuer herumzureißen. So sollen die großen Betriebe weiterhin den größten Batzen der EU-Agrarsubventionen abbekommen - unabhängig davon, wie klima- oder umweltfreundlich sie wirtschaften. Die Regierung könnte, ohne Zutun der EU, jetzt entscheiden, jährlich rund 500 Millionen mehr für Maßnahmen zum Klima- und Artenschutz in der Landwirtschaft auszugeben.”

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