Vor Urteil zu Fahrverboten: Umweltschützer fordern saubere Luft in Städten
Stuttgart,
19. 2. 2018 – Gegen gesundheitsschädliche Dieselabgase demonstrieren 40
Greenpeace-Aktivisten heute mit einer Performance auf Deutschlands
schmutzigster Straße, dem Neckartor in Stuttgart. In weißen
Ganzkörperanzügen stellen sie symbolisch auf zwei der sechs Fahrspuren
eine Gruppe Atemwegserkrankter dar, die vor schmutziger Stadtluft
flieht. Die Flüchtenden husten und ringen um Luft, bis Sauerstoffmasken
sie wieder atmen lassen. Die Aktivisten fordern auf Schildern „Saubere
Luft ist unser Recht“ und „Lasst uns Luft zum Atmen“. An diesem
Donnerstag wird ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig zu
drohenden Fahrverboten für Diesel-Pkw erwartet. „Die Bundesregierung
drückt sich davor, schmutzige Autos aus Innenstädten fern zu halten.
Deswegen müssen jetzt Richter entscheiden, wie Menschen vor giftigen
Autoabgasen geschützt werden“, sagt Niklas Schinerl, Verkehrsexperte von
Greenpeace. „Nur mit Fahrbeschränkungen wird sich die Luft in den
Städten schnell genug verbessern. Es ist Aufgabe der nächsten
Bundesregierung, den Autofahrern endlich Klarheit zu verschaffen.“
Das
Bundesverwaltungsgericht entscheidet am Donnerstag, ob Städte mit
besonders hoher Stickoxid-Belastung Fahrverbote für Diesel-Pkw verhängen
können. In etwa 70 deutschen Städten wurde auch im vergangenen Jahr der
EU-Grenzwert für das hauptsächlich aus Diesel-Pkw stammende Reizgas
Stickstoffdioxid (NO2) überschritten. Weil die Bundesregierung keine
Lösung für dieses seit Jahren bestehende Problem parat hat, droht
Deutschland eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof und potenziell
hohe Strafzahlungen. Kurzfristig senken lassen sich die zu hohen
NO2-Konzentrationen nur, wenn Diesel-Pkw die Zufahrt verwehrt wird. Dies
hat ein Gutachten des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg für Stuttgart bereits im Jahr 2016 festgestellt.
NO2 erhöht Risiko für Asthma und Lungenkrebs
Die
Gesundheitsrisiken durch Stickoxide vor allem für Kinder wurden in
mehreren Studien nachgewiesen. Bereits ein um zehn Mikrogramm erhöhter
Wert steigert die Wahrscheinlichkeit für ein Kind, an Asthma zu
erkranken, um 15 Prozent. Am Neckartor wurde der EU-Grenzwert von 40
Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im vergangenen Jahr um mehr als 30
Mikrogramm überschritten. Auch in Dutzenden anderen Städten liegen die
Belastungen deutlich über dem Grenzwert.
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