„Statt durch juristische Tricksereien
einer Auseinandersetzung mit den Nachfahren der Völkermordopfer aus dem
Weg zu gehen, sollte die Bundesregierung endlich in New York vor
Gericht erscheinen und die Justiz über die Zulässigkeit der Klage
entscheiden lassen“, erklärt Helin Evrim Sommer, Entwicklungspolitikerin
der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der Verhandlung über die
Zulässigkeit der Klage der Herero und Nama gegen die Bundesrepublik
Deutschland vor einem New Yorker Bezirksgericht. Sommer weiter:
„Die Bundesregierung brüstet sich seit 2015 damit, die historische
Verantwortung für den Völkermord des Deutschen Kaiserreichs in seiner
früheren Kolonie Namibia übernehmen und alte Wunden heilen zu wollen.
Dass es überhaupt zur Klage kam, hat sie sich selbst durch ihre
knallharte Verhandlungstaktik und den Ausschluss der Betroffenen
zuzuschreiben. Wenn sie mit den Nachfahren der Opfer endlich direkt
verhandeln würde, müsste sie jetzt nicht auf der Anklagebank sitzen.
Anstatt auf die Klägerinnen und Kläger zuzugehen und den Dialog mit
ihnen zu suchen, beschränkt sich die Bundesregierung bislang darauf, die
Zustellung der Klageschrift abzuwehren. Damit beweist sie zum
wiederholten Male, wie engstirnig sie auf die Durchsetzung ihrer eigenen
Interessen bedacht ist. Sie will offenbar nicht einsehen, dass sich
Versöhnung nicht erzwingen lässt.
Zudem droht sie wohl aus Furcht vor Reparationszahlungen die wenigen
kleinen, bisher gemachten Zugeständnisse zunichte zu machen. Im Zuge der
Regierungsverhandlungen spricht sie zunehmend häufiger nur noch
schwammig von ‚Gräueltaten‘ statt von Völkermord.
Ich fordere die Bundesregierung auf, öffentlich jeden Zweifel
auszuräumen, ob die Verbrechen zwischen 1904 und 1908 ein Völkermord
waren. Alles andere wäre ein skandalöser Rückschritt. Eine
Bundestagsresolution, die den Völkermord politisch anerkennt und sich
bei den Nachfahren der Opfer dafür entschuldigt, wäre der beste Weg,
dies zu verhindern.“
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