Mit einer Eröffnungszeremonie in Peking (link is external)
und einer dreitägigen Konferenz soll am Samstag die neue
Infrastrukturbank AIIB (Asian Infrastructure Investment Bank) ihren
Betrieb aufnehmen. Erstmals steht damit China an der Spitze einer
multilateralen Bank, an der auch westliche Staaten wie Deutschland
beteiligt sind. Diese verleihen der von Peking dominierten AIIB
Glaubwürdigkeit auf den Kapitalmärkten.
Deutschland beteiligt sich mit einzuzahlendem Kapital und
Haftungskapital in Milliardenhöhe und wird damit zum wichtigsten
nicht-regionalen Anteilseigner der AIIB. „Damit ist die
Bundesrepublik mitverantwortlich für Transparenz bei AIIB-Geschäften
sowie für den Schutz von Umwelt und Menschenrechten in den finanzierten
Projekten“, sagt Korinna Horta, Expertin für Entwicklungsbanken bei der Organisation urgewald.
Mit einem Startkapital von 100 Milliarden US-Dollar will die AIIB
vornehmlich in große Infrastrukturprojekte investieren, etwa Straßen,
Kraftwerke und Bergbauprojekte. „Die enormen ökologischen und
sozialen Risiken bei solchen Projekten sind bekannt, unbekannt ist
hingegen, wie sie von der AIIB berücksichtigt werden sollen“, sagt Horta.
Umwelt- und Menschenrechtsgruppen wie urgewald befürchten, dass für
das Ziel neuer Absatzmärkte und Investitionsmöglichkeiten für
chinesische sowie deutsche und europäische Unternehmen der Schutz von
Millionen betroffenen Menschen in den Hintergrund gedrängt wird. „Korruption
und soziale Probleme, zerstörte Wälder und Zwangsumsiedlungen sind
leider immer wieder Folge von großen Infrastrukturprojekten.
Die finanzierenden Länder wie Deutschland müssen das bei der AIIB
verhindern. Dafür braucht es eine transparente Informationspolitik,
verbindliche Umwelt- und Sozialstandards sowie eine strenge Überwachung
dieser Vorgaben“, sagt Horta.
Doch genau dies ist noch immer nicht gewährleistet. Richtlinien zum
Zugang zu Projektinformationen, zum Umweltschutz und zur Anerkennung der
Rechte betroffener Bevölkerungsgruppen sind nicht öffentlich gemacht
worden. Der Konsultationsprozess wurde beispiellos schlecht
durchgeführt. Ein unzureichender Entwurf für Umwelt- und Sozialstandards
musste innerhalb kürzester Zeit kommentiert werden. Auch die wachsende
Unterdrückung der Zivilgesellschaft in China, insbesondere von
Menschenrechtsanwälten, wirft einen Schatten auf die AIIB. Sowohl Kohle- als auch Atomkraftprojekte sind nicht ausgeschlossen,
entgegen Regeln anderer Entwicklungsbanken wie der Weltbank. „Wie die
Bundesregierung unter solchen Bedingungen die Qualität der AIIB-Kredite
gewährleisten will, für die deutsche Steuergelder mit bürgen, ist
bislang unklar“, sagt Horta.
Jedoch hat der Bundestag die Beteiligung der Bundesrepublik im November an klare Vorgaben geknüpft. Laut
einem parteiübergreifenden Beschluss soll die Bundesregierung hohe
Umwelt- und Sozialstandards sowie Standards zu Transparenz und
Rechenschaftspflicht bei der AIIB durchsetzen. Damit dies eingehalten wird, sollte der Bundestag nun regelmäßig Rechenschaft vom zuständigen Finanzministerium einfordern.
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