In Deutschland sind rund 35 Prozent aller Menschen besonders
stark von Schadstoffbelastungen in der Luft betroffen. Das sind jene
rund 30 Millionen Einwohner, die in Ballungsräumen leben. Das belegen
die Auswertungen des Umweltbundesamtes (UBA) zu Stickstoffdioxiden und
Feinstaub-Partikeln. An rund zwei Drittel aller verkehrsnahen
Messstationen überschreitet die mittlere jährliche Belastung mit
Stickstoffdioxid den EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter zum
Teil deutlich. „Wir dürfen uns nicht auf den Erfolgen der
Luftreinhaltung ausruhen. Es bedarf schärferer Emissionsanforderungen
auf EU-Ebene, etwa für Pkw im Realbetrieb, mobile Maschinen – wie
Baumaschinen –und Industrieanlagen. Auch in der Schifffahrt und in der
Landwirtschaft müssen die Emissionen deutlich gesenkt werden“, sagte die
UBA-Präsidentin Maria Krautzberger bei der Vorstellung des aktuellen
Jahresberichts. Darüber hinaus sprach sie sich für ein größeres
internationales Engagement zum Schutz der Böden aus und warb dafür, das
Recycling von PCs, Mobiltelefonen und anderen Elektroaltgeräten in
Deutschland zu verstärken.
Menschen in Ballungsräumen – also an Standorten für Industrie und
Gewerbe und auch Verkehrsknotenpunkten – sind am stärksten durch
Luftverunreinigungen in Deutschland belastet. Das betrifft vor allem Feinstaub
und Stickstoffdioxid. Diese beiden Luftschadstoffe und Ozon
überschreiten in einigen Ballungsräumen Jahr für Jahr die von der EU
festgelegten Grenz- und Zielwerte für die Umgebungsluft und die
weitergehenden Empfehlungswerte der Weltgesundheitsorganisation. Maria
Krautzberger: „Die gesundheitliche Belastung der Bevölkerung durch
Feinstaub und Stickstoffdioxide ist zu groß. Die heutigen Grenzwerte für
diese Luftschadstoffe sind 15 Jahre alt. Gerade für Feinstaub war
dieser Wert als Einstieg gewählt. Jetzt geht es darum, ihn weiter zu
senken“. Feinstaub kann etwa die Atemwege entzünden und das
Herzinfarktrisiko erhöhen. Die hohen Stickstoffdioxidkonzentrationen
(NO2) an stark befahrenen Straßen sind in erster Linie für Asthmatiker
und Allergiker ein Gesundheitsrisiko.
Auch die Landwirtschaft ist
eine entscheidende Quelle für Luftschadstoffe. Sie verursacht 94
Prozent der Ammoniak-Emissionen (Jahr: 2011). Diese stammen aus
gedüngten Feldern sowie der Intensivtierhaltung und gefährden die biologische Vielfalt.
Aus Ammoniak entstehen Stickstoffver¬bindungen, die zur Überdüngung
empfindlicher Ökosysteme beitragen können. Zudem führt Ammoniak zu
Partikelbildung und somit zu mehr Feinstaub in der Luft. Die Emissionen
dieses Gases verringerten sich seit 1990 nur um etwa 20 Prozent, die
aller anderen Schadstoffe gingen deutlich stärker zurück. Würden
Landwirte Gülle zukünftig emissionsarm ausbringen und die Abluft aus
großen Schweine- und Geflügelmast¬anlagen weitgehend reinigen, ließen
sich die gesamten Ammoniak-emissionen Deutschlands in den nächsten zehn
Jahren um weitere 20 Prozent verringern.
Aufmerksam macht der Jahresbericht „Schwerpunkte 2014“ des UBA
weiterhin auf den weltweiten Verlust fruchtbarer Böden. Maria
Krautzberger: „Böden sind ‚endlich‘. Wir können die Nutzung von Böden
verändern und sie qualitativ beeinflussen, aber wir können keinen Boden
schaffen“. Böden entstehen außerordentlich langsam. In mittleren Breiten
wie in Deutschland dauert es etwa 100 bis 300 Jahre, bis eine
Oberbodenschicht von ein Zentimeter Mächtigkeit entsteht. Der Zuwachs
der Weltbevölkerung, die weltweit steigende Nachfrage nach pflanzlichen
Rohstoffen und Fleisch führen dazu, dass unser Bedarf nach fruchtbaren
Böden steigt, während gleichzeitig Boden verloren geht, vor allem durch Erosion,
Verschmutzung und Flächenverbrauch. So steigt die Gefahr, in einen
Teufelskreis aus Übernutzung und Degradation zu geraten. Das UBA
empfiehlt daher das Internationale Jahr des Bodens, das die Vereinten
Nationen für 2015 ausgerufen haben, für eine UN-Initiative zu mehr Bodenschutz und einem verstärkten Engagement auf europäischer Ebene zu nutzen.
Der
Jahresbericht 2014 verweist außerdem auf die Notwendigkeit von mehr
Umweltschutz im Bereich der Informations- und Kommunikations-technik
(IKT). So haben viele deutsche Rechenzentren enorme Einsparpotentiale
beim Energieverbrauch. Auch beim Recycling von IT-Geräten bestehen große
Herausforderungen. Zwar sind die Recyclingraten von Elektroaltgeräten
für die Massenmetalle Eisen, Kupfer und Aluminium sehr gut. Sie liegen
bei gut 80 Prozent. Die Rückgewinnung von Edel- und Sondermetallen aus
IKT-Geräten muss indessen gesteigert werden. So enthält eine Tonne
Mobiltelefone etwa 300 Gramm Gold – eine Tonne Gold-Erz hingegen nur
etwa fünf Gramm. Die Sammlung muss so erfolgen, dass die Geräte
möglichst unzerstört zum Recycling gelangen. Ein Forschungsvorhaben des
UBA erarbeitet derzeit konkrete Empfehlungen für eine bessere Sammlung,
Behandlung und Verwertung von Elektroaltgeräten.
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