Zur CSU-Intervention gegen eine Einigung bei der Erbschaftsteuer erklärt Lisa Paus, Sprecherin für Steuerpolitik:
Die
CSU agiert bei der Erbschaftsteuer als Lobbyorganisation von
milliardenschweren Konzernen. Unter dem Vorwand, die Interessen von
Handwerksbetrieben und kleinen Mittelstandsunternehmen zu vertreten,
torpediert sie die Einigung von CDU und SPD zur Erbschaftsteuer als
unternehmerfeindlich. Dabei geht es bei dem Gesetzentwurf nur um
Unternehmen mit einem Betriebsvermögen von über 26 Millionen Euro. Das
sind weniger als ein Prozent der vererbten Unternehmen in Deutschland.
Welcher Handwerksbetrieb hat ein Betriebsvermögen von über 26
Millionen?
Wohl
betroffen wären aber Erben großer Unternehmen wie BMW oder Dr. Oetker,
die auch unter den verharmlosenden Begriff „Familienunternehmen“ fallen.
Unabhängig von der Größe des Unternehmens haben solche Erben bislang
real gar keine Erbschaftsteuer zahlen müssen. Genau diesen Zustand hat
das Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig bezeichnet – deshalb
muss die Große Koalition die Erbschaftsteuer reformieren. Auch der
bisherige Gesetzentwurf wurde von Verfassungsrechtlern als
verfassungswidrig bezeichnet. Und die Leitlinien der bekannt gewordenen
Einigung werden daran nichts ändern.
Auf
Drängen der CDU/CSU wurden alle möglichen Verfahren in den Entwurf zur
Erbschaftsteuer eingebaut, um das Betriebsvermögen klein zu rechnen.
Dennoch torpediert die CSU den mit der SPD erzielten Konsens, um ihn
noch günstiger für Millionärserben und noch verfassungswidriger zu
machen. Sie tut dies in dem Wissen, dass die Opposition leider nicht die
25 Prozent im Parlament besitzt, um verfassungswidrige Gesetze sofort
in einer Normenkontrollklage überprüfen zu lassen.
Die
SPD muss diesen Erpressungsversuchen der CSU widerstehen. Sollte sie
das nicht schaffen, wäre es besser, die Frist für eine Einigung
verstreichen zu lassen. Dann würde wahrscheinlich das
Bundesverfassungsgericht selbst eine Neuregelung für die Erbschaftsteuer
formulieren. Das wäre zwar ein Armutszeugnis für die Legislative, aber
besser für die soziale Gerechtigkeit im Land.
Bündnis 90/Die Grünen Bundestag
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