27. Februar 2016

Neue Studie ermittelt notwendigen Ausbau der Power-to-Gas-Technologie: Windgas macht Energiewende sicher und günstig



Hamburg (ots) - Bereits in den nächsten Jahren müssen zahlreiche Windgas-Elektrolyseure ans Netz gehen, um eine sichere Stromversorgung bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien zu gewährleisten. Laut einer neuen Untersuchung des unabhängigen Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace Energy werden bis zum Jahr 2040 mindestens 14 Gigawatt dieser Anlagen benötigt. Windgas-Elektrolyseure wandeln überschüssigen Ökostrom in erneuerbares Gas um und machen Wind- und Solarstrom so in riesigen Mengen über lange Zeiträume im vorhandenen Gasnetz speicherbar. Mit der aktuellen Studie liegt erstmals ein fundierter Ausbaupfad für die auch "Power-to-Gas" genannte Windgas-Technologie vor. "Wir müssen so schnell wie möglich die Weichen für einen planvollen Ausbau von Windgas-Elektrolyseuren stellen, um die Energiewende und die CO2-Ziele für Deutschland auch wirklich zu schaffen", sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation beim Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy.

Nach Berechnungen der Hamburger Energie-Genossenschaft auf Basis der neuen Studie sollten ab dem Jahr 2020 jährlich 100 Megawatt (MW) installiert werden. Das Ausbautempo müsse ab 2025 auf 500 MW und ab 2030 auf 1000 MW jährlich ansteigen, um 2040 die nötigen 14 Gigawatt bereitstellen zu können. "Die Technologie ist reif für den Einstieg in die Serienfertigung, mit der die Anlagenpreise zügig fallen", sagt Keiffenheim.

Laut Energy Brainpool wird Windgas spätestens ab 2035 bei dann 74 Prozent Erneuerbaren im Stromsektor systemnotwendig. Dies bedeutet: Ohne Elektrolyseure ließe sich selbst bei maximalem Einsatz anderer Flexibilitätsoptionen wie Lastverschiebung, Batterie- oder Pumpspeichern keine sichere Stromversorgung gewährleisten. Bis 2050 mit 100 Prozent Ökoenergien werden der Analyse zufolge 89 Gigawatt an Elektrolyseuren benötigt, um die dann anfallenden Stromüberschüsse vor allem aus Wind und Sonne als erneuerbares Gas einzuspeichern. Damit können auch Phasen von bis zu drei Monaten mit wenig Wind und Sonne überbrückt werden, indem diese Energie über flexible Gaskraftwerke wieder zurückverstromt wird.

Die Untersuchung von Energy Brainpool zeigt zugleich, dass eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien im Zusammenspiel mit Windgas und weiteren Flexibilitätsoptionen deutlich günstiger ist als die derzeit von der Bundesregierung angestrebte Variante, wonach 20 Prozent fossile Kraftwerke die Schwankungen von Wind- und Sonnenstrom ausgleichen sollen: "Durch die Kombination aus kurz- und langfristigen Flexibilitätsoptionen lassen sich im von uns untersuchten Szenario 2050 bis zu 17,6 Milliarden Euro im Jahr einsparen. Gleichzeitig steigt der Anteil von Erneuerbaren im Stromsystem von 86 auf 100 Prozent", sagt Studienleiter Thorsten Lenck.

Nach einer Studie im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace vom gestrigen Dienstag muss Deutschland 100 Prozent Erneuerbare im Stromsektor sogar schon vor dem Jahr 2030 erreichen. Nur so könne es seinen Beitrag zum beim Weltklimagipfel in Paris angestrebten Ziel leisten, den Anstieg der globalen Erwärmung möglichst auf 1,5-Grad Celsius zu begrenzen statt wie bisher auf maximal 2 Grad. Entsprechend müsste dann auch der Windgas-Ausbau beschleunigt werden. Die Technologie ist nicht nur im Stromsektor von zentraler Bedeutung, Power-to-Gas ist ebenso für Mobilität, Wärme und Industrie unverzichtbar, weil auch dort die CO2-Emissionen drastisch sinken müssen, um die Klimaziele zu erreichen.

Im gesetzlichen Rahmen allerdings ist Windgas dennoch bislang nicht ausreichend verankert. Greenpeace Energy fordert deshalb von der Bundesregierung faire Chancen für die Technologie. So sollten Elektrolyseure, die mit ungefördertem Windstrom laufen, im Gegenzug keine EEG-Umlage bezahlen müssen. Zudem könnten Elektrolyseure das Stromnetz auf erneuerbarer Basis stabil halten. Doch die Marktregeln behinderten bislang einen diskriminierungsfreien Zugang. "Bei diesen notwendigen Verbesserungen für ein versorgungssicheres erneuerbares Stromsystem geht es uns nicht um Subventionen", betont Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy: "Wir fordern vielmehr den Abbau unsinniger Hemmnisse, die bislang den Erfolg einer wichtigen Zukunftstechnologie blockieren."

Hintergrundinformation: Die Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy wurde 1999 von Greenpeace Deutschland gegründet und arbeitet bis heute nach den ökologischen Vorgaben der Umweltschutzorganisation. Greenpeace Energy versorgt gut 111.000 Kunden mit Ökostrom und mehr als 11.000 Kunden mit dem Gasprodukt proWindgas. Die 100-prozentige Tochter Planet energy hat zehn Windparks und drei Photovoltaikanlagen errichtet und ist an drei Windparks beteiligt, die Gesamtleistung aller Kraftwerke liegt bei 78 Megawatt. Als Genossenschaft ist Greenpeace Energy in alleinigem Besitz seiner 23.000 Genossenschaftsmitglieder und arbeitet aus Prinzip nicht profitmaximierend.

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