München, 22. Juli 2014.
Elefantenreiten gehört zu den beliebtesten Urlaubsaktivitäten in Asien und zunehmend auch Afrika. Damit Touristen „Elefanten hautnah“ erleben, werden in Sri Lanka und Thailand Elefantenkälber illegal eingefangen und brutal gezähmt, um als Touristenattraktion zu dienen. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife fordert deshalb Reiseanbieter auf, Elefantenreiten ebenso aus dem Programm zu streichen wie Angebote, die direkten Kontakt mit Elefanten versprechen.
Für viele Reisende ist die Begegnung mit Elefanten ein Höhepunkt ihres Asienurlaubs. Die Tourismusindustrie bedient diese vermeintliche Tierliebe: Urlauber können auf den Tieren reiten, sie bei Tempelprozessionen bestaunen oder auch in einem Camp für einen Tag Elefantenpfleger spielen.
Touristen wird dabei vermittelt, dass sie den Elefanten etwas Gutes tun. Sie ahnen nicht, dass ihre Tierliebe allzu oft ausgenutzt wird, um mit wild gefangenen Elefanten Kasse zu machen: Die angeblichen Waisen werden oft einfach aus der Wildnis eingefangen, damit sie als Touristenattraktion Geld bringen.
Illegaler Handel mit Elefantenkälbern nimmt zu
In Sri Lanka wurden in den letzten sieben Jahren mindestens 70 Elefantenkälber aus der Natur geraubt. Nach Thailand wurden innerhalb von zwei Jahren mindestens 79 wilde Elefanten gebracht, meist aus Myanmar. Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher.In Thailand werden die Tiere an dubiose Elefantencamps verkauft, in denen Touristen, darunter sogar Kleinkinder, direkten Kontakt mit den Wildtieren haben können. In Sri Lanka werden wilde Elefanten an Hotels, Tempel und Freiwilligen-Projekte verkauft oder vermietet.
Nur noch etwa 2500 bis 3200 Elefanten leben in Thailand in der Wildnis, in Gefangenschaft sind es 3000 bis 4000. Sri Lanka hat noch eine Population von wenigen Tausend wilden Elefanten; weniger als 200 Tiere leben in Gefangenschaft. Der boomende Tourismus auf der Insel verlangt nach immer mehr Elefanten, auch wenn es verboten ist, die Tiere aus der Wildnis zu holen.
Elefantenreiten: grausame Domestizierung für den Touristenspaß
"Problematisch ist der Elefanten-Tourismus nicht nur wegen der zunehmenden Anzahl an illegalen Wildfängen, sondern auch weil die Tiere brutal misshandelt werden, um sie für den Umgang mit Menschen gefügig zu machen", sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife."Die Tourismus-Industrie hat die Nachfrage nach nachhaltigen Reisen erkannt. Wir haben die großen Reiseveranstalter informiert und hoffen, dass sie nun ihre Versprechungen von nachhaltigem Tourismus einlösen und Angebote aus dem Programm nehmen, die direkten Kontakt mit Elefanten versprechen".
Elefantenwaisenhaus in Pinnawela
In der Kritik steht auch das Elefantenwaisenhaus in Pinnawela, ein beliebtes Ziel in Sri Lanka, das auch große Reiseunternehmen im Angebot haben. Dabei entspricht die Einrichtung nicht den Mindestandards, auf die sich viele Veranstalter berufen. Es beherbergt mehr als 80 Elefanten. Für ein paar Extra-Dollars dürfen Besucher sie streicheln und füttern. Zudem sind die Tiere angekettet, es fehlt ihnen an Platz, Schatten, Futter und sauberem Trinkwasser. Viele Elefanten haben Wunden, die vom Anketten herrühren. Zudem wird die Einrichtung in Pinnawela immer wieder mit dem Elefanten-Handel in Zusammenhang gebracht. Anstatt in die Freiheit entlassen zu werden, wurden einzelne Tiere an Zoos oder Tempel abgegeben, wo sie unter noch schlechteren Bedingungen leben.>> Lesen Sie mehr zum Thema Elefantentourismus
>> Pro Wildlife unterstützt das Elephant Transit Home auf Sri Lanka: Dort werden die Elefantenwaisen nicht angekettet und als Tourismusattraktion genutzt, sondern auf die Wiederauswilderung vorbereitet
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