Bundesregierung droht wegen Untätigkeit europäisches Gerichtsverfahren
Brüssel, 30.
1. 2018 – Gegen die weitere Blockade wirksamer Maßnahmen für bessere
Stadtluft demonstrieren Greenpeace Aktivisten heute in Brüssel. Dort
muss Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) heute EU-Umweltkommissar
Karmenu Vella erklären, wie Deutschland künftig die seit Jahren
überschrittenen NO2-Grenzwerte einhalten will. Mit aufgemalten blauen
Lungen fordern Umweltschützer mit nacktem Oberkörper vor dem Gebäude der
EU-Kommission mit Bannern „Clean Air Now“ (Saubere Luft jetzt). Das
außerordentliche Treffen gilt als letzte Chance für Deutschland und acht
weitere EU-Staaten, einer drohenden Klage vor dem europäischen
Gerichtshof zu entgehen. Der bereits 2010 eingeführte europäische
Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) wird in etwa 90 deutschen Städten
überschritten. Doch die Bundesregierung blockiert wirksame Maßnahmen wie
eine blaue Plakette, mit der Städte schmutzige Autos aussperren können.
„Barbara Hendricks kommt ohne Antwort für Deutschlands Luftprobleme
nach Brüssel“, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Jetzt
kommt die EU-Kommission kaum mehr um eine Klage gegen Deutschland herum.
Die Bundesregierung darf nicht länger ungestraft die Gesundheit von
Millionen Stadtbewohnern gefährden.“
Stickstoffdioxid
(NO2) kann Atemwegserkrankungen wie Asthma und
Herzkreislauferkrankungen verursachen und führt laut Europäischer
Umweltagentur alleine in Deutschland zu mehr als 12.000 vorzeitigen
Todesfällen pro Jahr. Das Reizgas entsteht hauptsächlich im
Straßenverkehr, besonders durch Dieselautos.
NO2-Belastung sinkt viel zu langsam
In den
vergangenen Jahren lagen die NO2-Messwerte an gut jeder zweiten
Verkehrsstation in deutschen Städten über dem erlaubten Jahresmittelwert
von 40 Mikrogramm. Die vorläufigen Zahlen für 2017 veröffentlicht das
Umweltbundesamt an diesem Donnerstag. Die Zahl der Überschreitungen
sinkt, aber viel zu langsam. Schnell lassen sich die Werte nur senken,
wenn schmutzige Diesel-Pkw aus der Stadt gehalten werden, zeigte im
vergangenen Jahr ein Wirkungsgutachten für Stuttgart
(http://bit.ly/2mhwzJh). Bislang blockiert das Verkehrsministerium eine
bundeseinheitliche Handhabe für solche Fahrbeschränkungen, die blauen
Plakette. „Die Bundesregierung darf sich nicht länger vor wirksamen
Maßnahmen drücken“, so Stephan. „Sie muss den Städten mit der blauen
Plakette ermöglichen, künftig nur noch saubere Autos fahren zu lassen.“
Ohne Motoren umzurüsten, sind Fahrverbote für Diesel-Pkw in mindestens zehn deutschen Großstädten, darunter München, Stuttgart und Düsseldorf, kaum zu vermeiden. Dies zeigt eine aktuelle Analyse der Universität Duisburg-Essen, die die Stickstoffdioxid-Werte aus 400 Schadstoff-Messstationen des Bundesumweltamtes ausgewertet hat.
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