11. August 2014

Keine neuen Investitionen in die fossile Energiegewinnung!


Zu der von Gaz de France Suez beabsichtigten Ausweitung der Erdgasförderung in der Altmark

Am 16.07.2014 enthüllte die Salzwedeler Volksstimme, dass GdF Suez bereits 2013 die Aufsuchungsgenehmigung für potentielle Erdgasförderung in einem 328 km² großen Gebiet in der südlichen Altmark erhalten hat. Es erstreckt sich von Brome bis nahe Gardelegen, von Klötze bis Jeseritz und schließt große Teile des Naturschutzgebietes Drömling mit ein. Am 08.08.2014 wurde in der Altmarkzeitung unter Verweis auf Unsicherheiten russischer Gaslieferungen die Bedeutung der Förderung in Deutschland unterstrichen.


Die BI „Kein CO2-Endlager Altmark“ erklärt hierzu:

Wir befinden uns in der Phase, in der der Klimawandel von einer wissenschaftlichen Vorhersage längst zu einer täglich spürbaren Realität geworden ist. Auch in Deutschland häufen sich Wetterextreme. Durch Auftauen der Permafrostböden in Nordrussland beginnen bereits die darin bisher gespeicherten unermesslichen Mengen Methan (23fache Klimawirksamkeit von CO2) zu entweichen.
http://www.eurasiareview.com/08082014-climate-change-point-return-oped/

Dass in dieser Situation das „business as usual“ einfach wie gewohnt weitergehen und auch in der Altmark neue CO2-Quellen eröffnet werden sollen, ist nur als Ausdruck einer  prekär verengten Betrachtungsweise erklärlich.


Wie das Fraunhofer-Institut IWES (Kassel) in seiner Kurzstudie „Erdgassubstitution durch eine forcierte Energiewende“ (Juni 2014) darlegt, kann unsere energetische Unabhängigkeit sinnvoll nur durch die Beschleunigung der Energiewende gestärkt werden.  Zuvor hatte das gleiche Institut das Gesamtprojekt der Energiewende bereits als „Geschäftsmodell“ thematisiert und in detaillierten Untersuchungen und Berechnungen nachgewiesen, dass dieses Geschäft nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch absolut lohnt und weitaus mehr Arbeitsplätze schafft als die Weiterführung der fossilen Energiegewinnung.


Wir fordern GdF daher auf, analog zum notwendigen Ausstieg aus Atom und Kohle auch das Auslaufen der Gasförderung ins Auge zu fassen. Vorhandenes Kapital sollte daher nicht in die Ausweitung der Erdgasförderung, sondern in den weiteren Ausbau der Versorgung durch erneuerbare Energien investiert werden. Für eine Firma, die mit Gas arbeitet, bietet es sich an, die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur durch regenerativ erzeugtes Wasserstoff- oder Methangas als Speichermedium für Wind- und Sonnenenergie voranzubringen („Power to Gas“ = aus überschüssigem Wind- und Sonnenstrom wird per Elektrolyse Wasserstoff hergestellt, welcher mit CO2 aus Biogasanlagen zu Methan verbunden werden kann). Wirtschaftsminister Gabriel machte kürzlich durch seinen Besuch beim Hypos-Projekt Teutschenthal auf die Bedeutung dieser Perspektive und die damit verbundene Entstehung zahlreicher neuer Arbeitsplätze aufmerksam.


Noch ist die Altmark ein landwirtschaftlich geprägter und vergleichsweise naturnaher Landstrich und hat einen Ruf als „Bioenergie-Region“ und „Region der erneuerbaren Energien“. Kalbe (Milde) strebt eine 100%ige Versorgung durch erneuerbare Energien an, auch Arendsee will sich zunehmend auf eigene erneuerbare Energien stützen. Je mehr anderswo die Industrie sich ausbreitet, umso mehr steigt der Wert unserer Region für Erholung und Ruhe suchende Touristen. Dieser Wert darf nicht einem kurzsichtigen Profitstreben geopfert werden. 


Bohren nach Öl oder Gas mit oder ohne Fracking ist immer mit Gefahren für Grundwasser und Umwelt verbunden (Quecksilber, Schwermetalle, radioaktive Stoffe fallen an, sowie Probleme durch hoch giftiges Lagerstättenwasser). Nicht von ungefähr haben sich u.a. in Niedersachsen, Hessen und Süddeutschland 80 Bürgerinitiativen „Gegen Gasbohren“ zusammengeschlossen, weil ihnen aufgefallen ist, dass sie ihren Lebensraum vor Kontaminierung schützen müssen. Wie wenig gutes Trinkwasser eine Selbstverständlichkeit ist, erleben wir gerade im Raum Arendsee, wo das Leitungswasser gechlort wird und zusätzlich abgekocht werden muss (mit entsprechendem Arbeits- und Energieaufwand für die Bürger).


Eine Ausweitung der Gasförderung wäre mit zusätzlichen Risiken für unser Trinkwasser und die von der Landwirtschaft benötigte Beregnung verbunden und würde das lebensfreundliche Image der Region nachhaltig schädigen. Auch aus diesen Gründen ist sie abzulehnen.


Wir bitten die politischen Organe und sonstigen Körperschaften der Altmark, sich gegen die Ausweitung der Gasförderung zu engagieren.


i.A. Christfried Lenz

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