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FUKUSHIMA-NEWSLETTER VOM 11.08.2014
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Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
das Wiederanfahren von Japans Atomkraftwerken scheint sich aufgrund des
großen öffentlichen Drucks und der Sorge um die Sicherheitslage der
existierenden Anlagen weiter zu verzögern. Laut japanischen Medien ist
die Rückkehr zur Atomkraft auf 2015 verschoben worden. In einem mehr als
400 Seiten umfassenden Bericht der japanischen Atomaufsichtsbehörde NRA
wurden Mitte Juli zwei abgeschaltete Reaktoren in der Kernkraftanlage
Sendai im Süden Japans zwar für sicher erklärt, doch der
Atomkraftwerksbetreiber muss zusätzliche, detaillierte Pläne zu
Sicherheitsmaßnahmen vorlegen, die das Wiederanfahren laut Kyushu
Electric weiter verzögern würden. Die Vorbehalte der japanischen
Bevölkerung gegen die Atomkraft sind in Japan nach der atomaren
Katastrophe weiterhin groß. Laut jüngsten Umfragen lehnen rund 55
Prozent der Bevölkerung eine Rückkehr zur Atomkraft ab.
Mit freundlichen Grüßen
Alex Rosen und Angelika Wilmen
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KONTAMINIERTER REIS IN MINAMISOMA
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In der Stadt Minamisoma in der Präfektur Fukushima wurden erneut erhöhte
Werte von radioaktivem Cäsium im Reis gemessen. Die Werte überstiegen
die staatlichen Grenzwerte von 100 Becquerel pro Kilogramm. Der Reis wurde
in 20 Kilometer Entfernung zu den Aufräumarbeiten beim
TEPCO-Atomkraftwerk angebaut. Hunderte Reisfelder sollen betroffen sein.
Das zuständige Ministerium geht davon aus, dass die Kontamination im
Zeitraum August-September 2013 geschah und vermutet einen Zusammenhang zu
den Aufräumarbeiten, bei denen radioaktives Material unbeabsichtigt über
den Wind und Wasserdampf verbreitet wurde. Die IPPNW warnt bereits seit
Jahren vor der Verbreitung radioaktiver Partikel durch übereilte und
undurchdachte Dekontaminationsversuche. Das Ministerium rief den Betreiber
TEPCO auf, entsprechende Maßnahmen zur Prävention der Verbreitung
radioaktivem Materials zu ergreifen. TEPCO hat angekündigt, spezielle
Chemikalien einzusetzen, um eine Verbreitung von kontaminiertem Staub zu
verhindern. Regierungsvertreter in Minamisoma wurden weder von TEPCO noch
von der Regierung in Tokio informiert. Der kontaminierte Reis wurde
entsorgt. Besonders kritisch ist diese Nachricht aufgrund der Tatsache,
dass seit ca. einem Jahr vermehrt wieder lokal produzierter Reis an
Schulen und in öffentlichen Kantinen angeboten wird, um die lokale
Landwirtschaft nicht zu gefährden – offenbar nicht immer ohne Risiko
für den Verbraucher.
Asahi Shimbun, 14. Juli 2014 (Link:
http://www.asahi.com/english/articles/AJ201407140051.html )
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/contaminated_rice.jpg
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PLEITE BEI EISWALL FÜR VERSEUCHTES WASSER
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Die immer verzweifelteren Versuche, der enormen Menge an radioaktivem
Material auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Fukushima Dai-ichi
Herr zu werden, zeigen sich auch anhand der Probleme rund um den
sogenannten „Eiswall“. Arbeiten an dieser gigantischen unterirdischen
Kühlungsanlage stoßen laut TEPCO zunehmend auf Schwierigkeiten. Der
Eiswall soll verhindern, dass radioaktiv kontaminiertes Wasser aus dem
havarierten Atomkraftwerk sich mit dem Grundwasser vermischt und
anschließend weiter in großen Mengen (ca. 400 Tonnen am Tag) in den
Pazifischen Ozean strömt, wie es derzeit noch der Fall ist. Dazu wurde
ein Röhrensystem gebaut, das mit einem Kühlmittel gefüllt wird, dessen
Temperatur 30°C unter dem Gefrierpunkt liegt. Durch dieses System soll
der gesamte Boden gefrieren. Sauberes Grundwasser könne so nicht
kontaminiert werden. Bisher ist es nach Angaben eines TEPCO-Sprechers
jedoch nicht gelungen, das Wasser einzufrieren. Man würde nun weitere
Kühlrohre verlegen, um den Plan dennoch Realität werden zu lassen. Die
Kosten für den japanischen Steuerzahler steigen weiter an, der
verursachende Konzern TEPCO hat sich längst aus jeglicher finanzieller
Verantwortung gezogen.
Weitere Informationen bei news aktuell vom 17.6.2014 (Link:
http://www.freenet.de/nachrichten/topnews/pleite-bei-eiswall-fuer-verseuchtes-wasser-in-fukushima_4444872_533312.html
)Tepco leitet radioaktiv belastetes Grundwasser in den Pazifik,
Strahlentelex Nr. 658/659, 2014 (Link:
http://www.strahlentelex.de/Stx_14_658-659_S14.pdf )
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/arbeiten_am_eiswall.jpg
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DEKONTAMINATION SOLL AN STRAHLUNGSBELASTUNG GEKOPPELT WERDEN
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Auch innerhalb der japanischen Regierung scheint sich die Erkenntnis
durchzusetzen, dass die Dekontaminationsbemühungen in Fukushima nicht die
erwarteten Ergebnisse erbringen. Die bisherige Regelung, eine
Dekontamination unabhängig vom Standort bis zu einem Umgebungswert von
0,23 Mikrosievert pro Stunde durchzuführen, wird vom japanischen
Umweltministerium mitlerweile nicht länger als machbar angesehen.
Vielmehr solle sich die Dekontamination nunmehr an der individuellen
Strahlungsbelastung orientieren. Messungen in vier Gemeinden hätten
ergeben, dass beispielsweise in Gebieten mit Umgebungsradioaktivität von
0,3 und 0,6 Mikrosievert pro Stunde, der Jahresgrenzwert für Personen von
1 Millisievert pro Jahr bei entsprechenden Einschränkungen der
Freizügigkeit auch eingehalten werden kann, ohne dort umfassende und vor
allem teure Dekontaminationsmaßnahmen durchführen zu müssen. Als
Alternative zur Geländedekontamination würden individuelle Maßnahmen,
wie die Verbauung von Abschirmungsmaterial und Verhaltensaufforderungen
ersetzt. So sollen Menschen beispielsweise sog. "Hot Spots" meiden, also
sich nicht von markierten, "sicheren" Wegen entfernen oder Kindern nach
dem Spielen in radioaktiv verseuchten Sandkästen, Hände und Mund gut
waschen. Auf diese Weise könnte die japanische Regierung viel Geld
sparen. Im Sinne der Bevölkerung sind diese Vorstöße nicht, verstoßen
sie doch gegen das universelle Menschenrecht auf das Leben in einer
gesunden Umwelt.
Nachricht auf Fukushima aktuell vom 4. August 2014 (Link:
http://www.spreadnews.de/fukushima-aktuell-sparmassnahmen-bei-dekontamination-geplant/1141170/
)
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/dekontaminationsarbeiten.jpg
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GANZKÖRPERMESSUNG AN KLEINKINDERN
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Ein Krankenhaus in Minamisoma untersucht Kleinkinder auf ihren
gesundheitlichen Zustand im Zusammenhang mit der radioaktiven Strahlung
durch die Fukushima-Katastrophe. In Ganzkörper-Messgeräten werden die
Kinder hinsichtlich der inneren Strahlung untersucht. Es ist das erste
Mal, dass ein Regierungskrankenhaus diese Tests bei Kindern unter fünf
Jahren durchführt. Insgesamt wurden 15 Kinder im Alter zwischen 0-5
Jahren untersucht. Die sogenannten Baby-Scans waren bisher nicht möglich,
da sich die noch sehr jungen Kinder zu viel unter dem Messgerät bewegen.
Die Kinder werden mittlerweile fixiert. Kritiker dieser Tests sagen, dass
die 2-5-minütige Messung nicht ausreiche, adäquate Werte zu erhalten.
Zudem würden nur Gamma-Strahlen gemessen, jedoch keine Alpha- oder
Betastrahlung. Die Untersuchungen würden daher voraussichtlich falsche
negative Ergebnisse ergeben - also die Strahlenbelastung der Kinder
niedriger schätzen als es der Realität entspricht.
Nachricht auf Evacuate Fukushima, 24.7.2014 (Link:
http://www.evacuate-fukushima.com/2014/07/minami-soma-experiments-wbc-on-toddlers/
)
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/ganzkoerpermessung.jpg
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11. August 2014
FUKUSHIMA-NEWSLETTER VOM 11.08.2014
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