18. Januar 2018

Ehemaliger NPDler und Grenzgänger zur extremen Rechten soll im Rathaus sprechen



Wie auch die Bildzeitung heute berichtet, soll der Journalist Bernd Kallina am 24. Januar auf Einladung der AfD-Fraktion im Hamburger Rathaus zum Thema „Realität und Abbild – Die Wahrheit der Medien“ sprechen. Die AfD-Fraktion hebt hervor, dass Kallina (bis 2016) für den Deutschlandfunk arbeitete, verschweigt jedoch seine frühere Mitgliedschaft in der NPD und seine Funktionärstätigkeit für die Jungen Nationaldemokraten (JN), die Jugendorganisation der NPD. Auch wenn diese Mitgliedschaften lange her sind und Kallina solche eindeutigen Mitgliedschaften inzwischen vermeidet, so blieb er in den letzten Jahrzehnten ein wichtiger Ideologe in der Grauzone zwischen konservativer und extremer Rechter. Die Süddeutsche Zeitung beschrieb ihn zu Recht in einem ausführlichen Artikel als „Grenzgänger“. Kallina gehört als Alter Herr derselben Münchner „Burschenschaft Danubia“ an, der auch der parlamentarische Geschäftsführer der AfD Alexander Wolf angehört und deren aktive Studenten vom bayrischen Verfassungsschutz (VS) als rechtsextremistisch beobachtet werden. Kallina und Wolf haben bis heute regelmäßig Kontakt und er publizierte auch in der Zeit nach dem NPD-Engagement für Zeitungen der extremen Rechten. Und auch in Hamburg ist Kallina kein Unbekannter: 2004 referierte er bei der einschlägig bekannten „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ (SWG) zum Thema „Information als Waffe – Der Psychokrieg in unserem Land“.“ Laut Rechtsextremismus-Experten Wolfgang Gessenharter, emeritierter Professor der Bundeswehruniversität, ist die SWG ein wichtiges Scharnier zwischen Konservativen und Rechtsextremisten. 1999 waren dem Hamburger VS-Vize Manfred Murck bezüglich der SWG "personelle Überschneidungen zu rechtsextremistischen Organisationen bekannt."
Eingeladen bei der rechtsextremistischen Burschenschaft Germania
Bei einem internen Seminar im Haus der Hamburger Burschenschaft Germania im Jahr 2014 sollte Kallina seinem Thema „Medien“ treu bleiben. Der Gastgeber wurde damals schon vom Hamburger Inlandsgeheimdienst als rechtsextremistisch eingestuft. Kallina selbst stand damals ebenfalls unter strenger Beobachtung, nämlich seines Arbeitgebers. Der Deutschlandfunk versuchte Kallina wegen dessen rechter Aktivitäten loszuwerden. Zweimal trafen sich 2012 Deutschlandradio, zu dem der Deutschlandfunk gehört, und Kallina laut Süddeutscher Zeitung vor Gericht. Felix Krebs vom „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ (HBgR): „Wir informierten 2014 den Arbeitgeber von Herrn Kallina über den geplanten Auftritt bei der neofachistischen Burschenschaft Germania – und plötzlich wurde das burschenschaftliche Seminarprogramm geändert. Dies zeigt, dass Kallina sehr wohl bis heute Beziehungen in die extreme Rechte pflegt, nur wenn sie drohen öffentlich zu werden, dann geht der ‚tapfere Bursche’ lieber auf Distanz.“
Angesichts des Naziliederbuchs von Kallinas Burschenbruder Alexander Wolf ist das HBgR wenig verwundert über die Einladung des braunen Ideologen. Dass diesem jedoch im Hamburger Rathaus ein Podium geboten werden soll, ist ein Skandal. Wir fordern die anderen Parteien auf, diesen Auftritt zu verhindern.

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