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29. Juni 2013
Deutsche Umwelthilfe startet Kampagne zur umweltfreundlichen Busklimatisierung mit CO2
Berlin (ots) - Einfachere Bestellverfahren bei Busherstellern können Akzeptanz für preisgekrönte CO2-Klimatechnik erhöhen - Anschubförderung durch öffentliche Mittel sinnvoll
Busse sind umweltfreundliche Verkehrsmittel - bei der Klimatisierung offenbaren sie jedoch große Defizite. Denn für die kühle Luft im Inneren sorgt fast ausnahmslos die klimaschädliche Chemikalie R134a, deren Einsatz in neuen Pkw-Typen bereits verboten ist. Im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin machte die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) heute (28.6.2013) auf diesen Missstand aufmerksam und forderte Bushersteller und Verkehrsunternehmen auf, bei der Klimatisierung der Busflotten schnellstmöglich auf das natürliche Kältemittel CO2 umzusteigen.
Nach jahrelangem Streit um die Einführung eines neuen Kältemittels hatten sich erst kürzlich führende deutsche Autohersteller wie Daimler, BMW und Volkswagen zu CO2 bekannt. Während sich die Einführung von CO2-Klimaanlagen im Pkw-Bereich jedoch weiterhin verzögert, ist die entsprechende Technik für Busse schon auf dem Markt verfügbar. Mehrere Verkehrsunternehmen, darunter die Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG (NIAG) und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), setzen in ihren Bussen teilweise bereits CO2-Klimaanlagen ein.
"Die Erkenntnis einiger Verkehrsbetriebe, dass sich Busse umweltfreundlich klimatisieren lassen, begrüßen wir sehr. Jedoch könnten heute schon viel mehr CO2-klimatisierte Busse im Einsatz sein, wenn die namhaften Bushersteller mehr Engagement zeigen würden", betont DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Derzeit bietet einzig der polnische Bushersteller Solaris CO2-Klimaanlagen als Option ab Werk an. Zwar haben auch die Marktführer EvoBus oder MAN inzwischen vorgerüstete Busse für CO2-Anlagen im Portfolio. Jedoch erfolgen Endmontage und Rechnungsstellung separat durch den Klimaanlagenhersteller. "Die Bereitschaft der Verkehrsbetriebe, auf CO2 zu setzen, wird durch das komplizierte Bestellverfahren ausgebremst", so Resch weiter.
Die CO2-Kältetechnik ist umweltfreundlich und übertrifft den Wirkungsgrad von R134a um bis zu 25 Prozent. Im Winter kann die CO2-Anlage außerdem als Wärmepumpe zum Beheizen des Busses genutzt werden. Auf diese Weise lassen sich bis zu 50 Prozent des zusätzlichen jährlichen Kraftstoffverbrauches für die Zusatzheizung einsparen. Das Kältemittel CO2 wird als "Abfallprodukt" aus Industrieanlagen gewonnen und ist somit praktisch klimaneutral. Im Gegensatz zum derzeit noch von vielen Autoherstellern favorisierten Ersatzstoff R1234yf ist es weder giftig noch brennbar. "Die Klimatisierung öffentlicher Verkehrsmittel muss schnell nachhaltiger werden. CO2-Klimaanlagen können hierzu einen großen Beitrag leisten und müssen deshalb im Busbereich zum Standard werden. Eine Anschubförderung durch öffentliche Mittel des Umwelt- und Verkehrsministeriums ist dringend notwendig, um die entsprechenden Anreize zu setzen - das gilt insbesondere für die Förderung von Hybrid- und Batteriebussen", erklärte der internationale Verkehrsexperte Axel Friedrich.
Für Verkehrsbetriebe sind beim Einsatz von Klimaanlagen vor allem die Wartungs- und Betriebskosten relevant. Wenngleich bei zunehmendem Einsatz der CO2-Anlagentechnik noch weitere Optimierungen zu erwarten sind, werden die Erfahrungen mit den bisher eingesetzten CO2-Busklimaanlagen positiv bewertet: "Mittlerweile verfügt die NIAG über fünf CO2-klimatisierte Busse, die sich im alltäglichen Linienbetrieb als sehr zuverlässig erwiesen haben. Niedrige Kältemittelkosten, geringer Wartungsaufwand und Sicherheit sprechen eindeutig für CO2 als zukünftiges Kältemittel im Busbereich", resümiert Raimund Loogen, Leiter der Buswerkstatt bei der Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG (NIAG) in Moers.
Verfügten 1993 nur fünf Prozent aller neuen Stadtbusse über eine Klimaanlage, waren es im Jahr 2011 bereits knapp 70 Prozent. Bei Überlandbussen beträgt die Ausstattungsrate sogar 84 Prozent. Neue Reisebusse sind mittlerweile ausnahmslos klimatisiert. Da Busklimaanlagen keine hermetisch geschlossenen Systeme sind, entweicht während der gesamten Lebensdauer eines Busses permanent Kältemittel und erhöht so den Treibhauseffekt. Die durchschnittliche Leckagerate des Kältemittels beträgt ca. 13-15 Prozent pro Jahr. Insgesamt emittierten 2011 deutschlandweit aus Bussen etwa 100 Tonnen Kältemittel R134a. Das sind etwa 140.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr und entspricht den CO2-Abgasemissionen von 90.000 sparsamen Kleinwagen.
Die neu gestartete Kampagne "Nachhaltige Klimatisierung von Bussen" hat sich zum Ziel gesetzt, Verkehrsbetriebe vom Einsatz umweltfreundlicher CO2-Klimaanlagen in Bussen zu überzeugen und Informationslücken zu schließen. Sie ergänzt das bereits bestehende Engagement der DUH für umweltfreundlichere Autoklimaanlagen und die Reduktion von fluorierten Treibhausgasen, zu denen die derzeit verwendete Chemikalie R134a zählt. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
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