fluter-Heft: Plastik | Heftiger Stoff | Print Ausgabe | fluter.de
Plastik kann alles Mögliche sein: Verpackung, Maschine, Waffe,
Möbelstück. Werkzeug und Kulturträger. Es ist in unserer Infrastruktur,
in allen Phasen der industriellen Produktion genauso wie in unseren
Haushalten, in der Technik des Alltags, in unserer Kleidung und sogar
auf unserer Haut. Kunststoffhersteller und Petrochemie sind weltweit
vernetzt. Die plastifizierte Welt ist immer wieder eine schöne neue,
bunte und praktische Welt.
Wie stets im Kapitalismus hat diese Dynamik ihre Kehrseiten: Plastik
hält eine Ewigkeit und wird – etwa als Verpackung – oft nur für Sekunden
genutzt. Es verspricht uns Hygiene, aber seine Weichmacher können
giftig sein. Es soll kontrollierbar sein, aber wenn es sich zersetzt,
werden gefährliche Stoffe frei. Auf den Weltmeeren kommen in manchen
Gebieten Hunderttausende Mikroplastikteilchen auf nur einen
Quadratkilometer, auf dem Pazifik schwimmen Müllteppiche, die
Schätzungen zufolge größer sind als Deutschland.
Plastik entsteht aus Erdöl, und für eine oft minimale Gebrauchszeit
nutzen wir Ressourcen, die Millionen Jahre für ihre Entstehung brauchten
und die endlich sind. Es wird immer klarer: Die Stoffbilanz des Ganzen
geht nicht auf. Plastik kann ja nur deshalb so billig sein, weil in den
Marktpreis nicht die gesamten Kosten eingehen. So aber schaffen wir eine
Welt der organisierten Achtlosigkeit, in der das beruhigte Gewissen
Vorrang hat vor störendem oder fehlendem Wissen.
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