Veröffentlicht am 03.08.2012
Statistiken liegen den Deutschen. So
zählte die DDR zum Stichtag 30.6.1987 ihre Strafgefangenen und kam auf
genau 19.382 "Häftlinge in Arbeit" - in 64 Strafvollzugsanstalten, 77
Haftarbeitslagern, elf Jugendstrafanstalten und zwei
Militärgefängnissen. Und genau damit rechnete die DDR-Planwirtschaft!
Mindestens 18.000 Arbeitsplätze für Strafgefangene waren einkalkuliert -
für kriminelle und politische. Und alle mussten arbeiten - ob sie den
Staat aus politischen Gründen ablehnten oder nicht.
Es gab kaum einen volkswirtschaftlich wichtigen Betrieb in der DDR, der nicht in Gefängnissen arbeiten ließ, entweder in einer anstaltsinternen "Zweigstelle" oder in einem speziell abgesicherten Außenbereich. Schuhe, Radios, Fotoapparate, Näharbeiten aller Art, Hotelwäsche und chemische Reinigung, Maschinenteile und Konsumgüter wurden hier produziert - und zwar nicht nur für die DDR, sondern ausdrücklich auch für den Export ins nichtsozialistische Ausland.
Der inhaftierte Regisseur und Schriftsteller Peter Timm bearbeitete Kamerateile für den sächsischen Fotoapparatehersteller Pentacon, dessen Produkte weltweit im Fotohandel erhältlich waren. Uta Franke nähte im Frauengefängnis Hoheneck Bettwäsche für Versandhäuser im Westen und Hugo Diederich fertigte im sächsischen Stahlwerk Gröditz Röhren für den bundesdeutschen Stahlkonzern Klöckner. Und an der Gefangenenproduktion für Ikea und Co. entzünden sich gerade die Gemüter.
Die Verbraucher West hatten oft keine Ahnung, woher ihre für bundesrepublikanische Verhältnisse günstige Neuerwerbung stammte und wer an der Herstellung beteiligt war. Und auch die westdeutschen Händler wussten nicht oder wollten nicht wissen, unter welchen Bedingungen die billigen Waren produziert wurden. Nur selten tauchten darüber Informationen auf. In den 70er Jahren z.B. in den Wäschepaketen des Versandhauses "Quelle". Kassiber, die Gefangene in die Bettwäsche geschmuggelt hatten, wurden von Kunden an Quelle gegeben. Die Leitung des Versandhauses stellte kritische Nachfragen bei ihren Geschäftspartnern im Osten Doch das Ost-West-Geschäft ging ungehindert weiter. Und ungehindert machte die DDR-Volkswirtschaft weiter Devisengewinne. Auch auf Kosten der Gefangenen.
Der Film behandelt dieses kontrovers diskutierte Thema "Zwangsarbeit" in der DDR und lebt von den unterschiedlichen Emotionen, den Geschichten der Betroffenen und dem Für und Wider in der politischen Diskussion. Was haben westdeutsche Unternehmer gewusst, was hätten sie wissen und tun können, um das Schicksal der politischen Gefangenen zu lindern?
Flankiert werden die Zeitzeugenschilderungen aus Ost und West von umfangreichem Archivmaterial aus der Arbeitswelt der einzelnen VEB sowie Reportagen des DDR-Fernsehens aus der Wendezeit über die Zustände in DDR-Gefängnissen.
Ein Film von Anne Worst
Es gab kaum einen volkswirtschaftlich wichtigen Betrieb in der DDR, der nicht in Gefängnissen arbeiten ließ, entweder in einer anstaltsinternen "Zweigstelle" oder in einem speziell abgesicherten Außenbereich. Schuhe, Radios, Fotoapparate, Näharbeiten aller Art, Hotelwäsche und chemische Reinigung, Maschinenteile und Konsumgüter wurden hier produziert - und zwar nicht nur für die DDR, sondern ausdrücklich auch für den Export ins nichtsozialistische Ausland.
Der inhaftierte Regisseur und Schriftsteller Peter Timm bearbeitete Kamerateile für den sächsischen Fotoapparatehersteller Pentacon, dessen Produkte weltweit im Fotohandel erhältlich waren. Uta Franke nähte im Frauengefängnis Hoheneck Bettwäsche für Versandhäuser im Westen und Hugo Diederich fertigte im sächsischen Stahlwerk Gröditz Röhren für den bundesdeutschen Stahlkonzern Klöckner. Und an der Gefangenenproduktion für Ikea und Co. entzünden sich gerade die Gemüter.
Die Verbraucher West hatten oft keine Ahnung, woher ihre für bundesrepublikanische Verhältnisse günstige Neuerwerbung stammte und wer an der Herstellung beteiligt war. Und auch die westdeutschen Händler wussten nicht oder wollten nicht wissen, unter welchen Bedingungen die billigen Waren produziert wurden. Nur selten tauchten darüber Informationen auf. In den 70er Jahren z.B. in den Wäschepaketen des Versandhauses "Quelle". Kassiber, die Gefangene in die Bettwäsche geschmuggelt hatten, wurden von Kunden an Quelle gegeben. Die Leitung des Versandhauses stellte kritische Nachfragen bei ihren Geschäftspartnern im Osten Doch das Ost-West-Geschäft ging ungehindert weiter. Und ungehindert machte die DDR-Volkswirtschaft weiter Devisengewinne. Auch auf Kosten der Gefangenen.
Der Film behandelt dieses kontrovers diskutierte Thema "Zwangsarbeit" in der DDR und lebt von den unterschiedlichen Emotionen, den Geschichten der Betroffenen und dem Für und Wider in der politischen Diskussion. Was haben westdeutsche Unternehmer gewusst, was hätten sie wissen und tun können, um das Schicksal der politischen Gefangenen zu lindern?
Flankiert werden die Zeitzeugenschilderungen aus Ost und West von umfangreichem Archivmaterial aus der Arbeitswelt der einzelnen VEB sowie Reportagen des DDR-Fernsehens aus der Wendezeit über die Zustände in DDR-Gefängnissen.
Ein Film von Anne Worst
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen