Entscheidung Wettbewerblicher Dialog Oberbillwerder
Hamburgs
105. Stadtteil wird konkret. Gestern hat das Beratungsgremium mit einem
eindeutigen Votum von 18:2 Stimmen den Siegerentwurf für Oberbillwerder
ausgewählt: das dänisch-niederländisch-deutsche Planungsteam ADEPT Aps
mit Karres + Brands und Transsolar Energietechnik. Der Entwurf „The
Connected City“ fügt sich optimal in die bestehende Landschaftsstruktur
ein und schafft neue Verbindungen in die benachbarten Stadtteile.
Oberbillwerder wird als Modellstadtteil „Active City“ entwickelt und
entscheidend durch die Themen Gesundheit, Ernährung und Sport geprägt.
Hamburg, den 25. Mai 2018.
Mit Oberbillwerder entwickelt die IBA Hamburg in enger Abstimmung mit
der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und dem Bezirk Bergedorf
einen neuen Stadtteil, der in Hamburg, aber auch europaweit Maßstäbe für
die Stadtentwicklung setzen soll: attraktiv, inklusiv und integrativ,
umweltfreundlich und zukunftsbeständig und mit einer hohen
Lebensqualität. Oberbillwerder soll ein Quartier für unterschiedliche,
nach Herkunft, Einkommen, Alter und Lebenslage gut gemischte
Bevölkerungsgruppen werden und mit Bauprojekten von privaten und
städtischen Bauträgern, Genossenschaften und Baugemeinschaften eine
lebendige Nachbarschaft schaffen. Dazu zählen neben Wohnungen auch
vielfältige Angebote für Arbeit, Bildung und Freizeit sowie
identitätsstiftende öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität.
Besonderheiten des Siegerentwurfs von ADEPT mit Karres+Brands und Transsolar: Der
Entwurf „The Connected City“ ist eine Vision, in der die neue
Stadtstruktur die bestehende Landschaftsstruktur aus linearen
Entwässerungsgräben aufgreift. Die blau-grünen Adern schlängeln sich
durch den neuen Stadtteil und prägen die öffentlichen Räume. Das
Planerteam schlägt direkt an der S-Bahnstation Allermöhe eine gläserne
Markthalle, an die sich das Bahnquartier mit einem kommerziellen Zentrum
anschließt, vor. Hier finden sich Einkaufsmöglichkeiten,
Gastronomieangebote und ein Schwimmbad, welches fußläufig von der S-Bahn
erreichbar ist. Alle öffentlichen Funktionen wie Schulstandorte und
Kitas sind entlang eines Grünen Loops angeordnet und können auch ohne
Auto problemlos erreicht werden. Während die Bau- und Nutzungsdichte an
der S-Bahnstation deutlich höher ist, nimmt sie zum landschaftlich
geprägten Stadtrand deutlich ab. Hier entstehen neue Kleingartenanlagen,
Townhouses und naturnahe Spielplätze, die einen behutsamen Übergang in
die historische Kulturlandschaft Billwerders ermöglichen. Im Osten
entstehen ein großzügiger Aktivitätspark als zentrale öffentliche
Sportanlage, im Westen ein Blauer Sportpark, der bei
Starkregenereignissen geflutet werden kann. Zur Reduzierung des Verkehrs
sind an mehreren Stellen Mobilitätsstationen und City Hubs zur
Anlieferung von Waren oder Paketen vorgesehen. Am S-Bahnhof Allermöhe
sind neue Bike & Ride Abstellmöglichkeiten geplant. Der Kfz-Verkehr
wird über eine Haupt-Ringstraße geführt und über drei Anbindungen an das
vorhandene Straßennetz angeschlossen. Öffentliches und privates Parken
ist in mehreren Quartiersgaragen vorgesehen. Dadurch werden das Zentrum
und viele Teilquartiere vom motorisierten Verkehr deutlich entlastet.
Für Fußgänger und Radfahrer sind unter dem Bahndamm Richtung Süden
mehrere Durchstiche sowie eine neue Brücke zum Skatepark in Neuallermöhe
vorgesehen. Die Planer schlagen zudem zahlreiche Brücken und
Wegeverbindungen über die neuen Entwässerungsgräben vor.
Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Die
Jury hat mit dem Entwurf von „The Connected City“ des Büros ADEPT ApS
mit Karres en Brands Landschaps-architecten und Transsolar
Energietechnik ein zukunftsweisendes Konzept für Oberbillwerder
ausgewählt. Der Wettbewerbliche Dialog ist damit abgeschlossen, wir
können nun den Masterplan für Oberbillwerder entwickeln.
Das
Besondere an dem Entscheidungsprozess war die aktive Beteiligung der
Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Anregungen, Ideen und Kritik
eingebracht haben. Oberbillwerder soll ein attraktiver Stadtteil für
alle werden, mit bezahlbaren Wohnungen mitten im Grünen und gut
angebunden. Wir wollen einen Stadtteil schaffen, der uns zeigt, wie das
Hamburg der Zukunft aussehen soll. Oberbillwerder soll für die Lust am
Gestalten stehen, mit der Möglichkeit, einen lebendigen und urbanen, in
die Zukunft gerichteten Stadtteil im Rahmen unserer Strategie ‚Mehr
Stadt an neuen Orten‘ in einer schönen Natur- und Kulturlandschaft zu
entwerfen.“
Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor: „Der
jetzt ausgewählte Entwurf bietet eine exzellente planerische Grundlage.
Das Konzept geht sehr präzise auf die sensible Kulturlandschaft ein und
entwickelt daraus einen sehr spezifischen Beitrag für diesen Ort. Er
hat ein gutes Gespür für den richtigen Maßstab, schafft ein vielfältiges
Angebot unterschiedlichster Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten und macht
mit den ersten Vorschlägen zu möglichen Architekturvorstellungen große
Lust.“
Karen Pein, Geschäftsführerin IBA Hamburg GmbH:
„Der Entwurf stellt nicht die Gebäude in den Mittelpunkt, sondern die
Menschen und das Lebensgefühl. Gesundheit, Ernährung, Sport sind die
Leitlinien für Hamburgs 105. Stadtteil, für den uns nun ein vielseitiges
Grundkonzept vorliegt, welches zugleich dynamisch auf zukünftige
Entwicklungstendenzen im Städtebau reagieren kann. In Oberbilllwerder
werden lebendige und gemischte Quartiere unterschiedlicher Prägung und
viele kleine Perlen entstehen, so dass sich jeder hier wohlfühlen kann.“
Arne Dornquast, Bezirksamtsleiter Bergedorf:
„Der Siegerentwurf zeichnet für Oberbillwerder eine Vision von hoher
Qualität für die Zukunft Bergedorfs. Er zeigt, dass sich der Bezirk mit
Augenmaß und in all seiner Vielfalt weiterentwickeln und in die
wertvolle Landschaft einbetten kann, ohne sie zu zerstören. Die
Erfordernisse der besonderen Marschlandschaft wurden genauso
berücksichtigt, wie die Verbindung zu den benachbarten Quartieren. Diese
Vision des Siegerentwurfs zeigt, dass ein Zusammenspiel von städtischer
Struktur in einem landschaftlich hochwertigen Gebiet sehr gut gelingen
kann. In Oberbillwerder entsteht nun ein Quartier der Zukunft mit
Strahlkraft für Bergedorf und die Stadt Hamburg.“
Daten und Fakten Siegerentwurf Oberbillwerder:
Wohneinheiten
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knapp 7.000 in unterschiedlichen Bautypologien;
20% für Baugemeinschaften; Drittelmix
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Arbeitsplätze
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4.000 – 5.000 wohn- und mischungsverträglich
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Schulen
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Schulcampus mit Stadtteilschule und Gymnasium;
zwei Grundschulen
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Kindertagesstätten
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bis zu 14
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Soziale Einrichtungen
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bis zu 14
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Fläche
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ca. 124 Hektar
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Lage
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Bezirk Bergedorf, nördlich S-Bahn Station Allermöhe, östlich angrenzend an Bergedorf-West
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Besonderheiten /
Alleinstellungsmerkmal
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Modellstadtteil Active City
|
Rückblick zum Planungsprozess:
Im September 2016 hat die Senatskommission für Stadtentwicklung und
Wohnen Überlegungen zur Entwicklung eines neuen Stadtteils im Bezirk
Bergedorf wieder aufgenommen und beauftragte die IBA Hamburg mit der
Erarbeitung eines Masterplans. Mit öffentlichen Veranstaltungen und
Einzelgesprächen, einer Ideenwerkstatt und vertiefenden Untersuchungen
des Planungsraums begannen Ende 2016 die Vorbereitungen. Im Sommer 2017
fand ein EU-weiter Teilnahmewettbewerb statt, bei dem sich 12
international renommierte Planungsteams aus Fachleuten der Disziplinen
Stadtplanung, Landschaftsplanung und Architektur für die Teilnahme am
Wettbewerblichen Dialog qualifizierten. Dieses Verfahren ermöglichte es,
den offenen und transparenten Planungsprozess in seiner Form
fortzusetzen und Bürgerinnen und Bürger in vier öffentlichen
Veranstaltungen zur Mitgestaltung einzuladen. Ein Beratungsgremium aus
Stadtentwicklungs-Experten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Hamburger Behörden und Bezirke und zwei Bürgervertretern sprach sich im
Februar für vier Entwürfe aus, die von den jeweiligen Planungsteams in
einer zweiten Dialogphase weiter vertieft wurden. Nach insgesamt
siebenmonatiger Beratungszeit hat sich das gleiche Gremium am 24. Mai
für den Entwurf von ADEPT mit Karres + Brands und Transsolar
ausgesprochen.
Ausblick:
Am 15. Juni wird der ausgewählte Entwurf öffentlich im Forum Gymnasium
Allermöhe vorgestellt. Aus dem Siegerentwurf wird bis Ende 2018 der
Masterplan Oberbillwerder entwickelt. Das Verfahren „Wettbewerblicher
Dialog“ ist damit abgeschlossen. Für
die weitere Planung und Realisierung von Oberbillwerder hat der Senat
bereits im Januar 2018 eine eigene Gesellschaft gegründet. Die IBA
Projektentwicklungsgesellschaft GmbH und Co. KG (IPEG) fungiert als
Tochterfirma der IBA Hamburg GmbH und übernimmt
die inhaltliche, organisatorische, gestalterische und finanzielle
Steuerung der städtebaulichen Entwicklung von Oberbillwerder. In
Abstimmung mit den Behörden und dem Bezirk Bergedorf trägt die IPEG die
Verantwortung für die Entwicklung, Erschließung, Vermarktung sowie die
Finanzierung und Qualitätssicherung des neuen Stadtteils.
Weitere Informationen finden Sie unter www.oberbillwerder-hamburg.de.
Über die IBA Hamburg GmbH:
Die
IBA Hamburg GmbH realisiert als städtische
Projektentwicklungsgesellschaft ganzheitliche Quartiersentwicklung für
zukunftsfähige, gemischte Wohnquartiere in denen auch neue
Arbeitsstätten entstehen. Mittlerweile verantwortet die Gesellschaft die
Quartiersentwicklung in zehn Hamburger Gebieten. Den geographischen
Mittelpunkt bilden die Hamburger Elbinseln, deren enormes
Entwicklungspotenzial auch nach dem Ende der Internationalen
Bauausstellung Hamburg (2006-2013) weiter genutzt werden soll.
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