Hamburg,
12. 5. 2016 – Rückstände des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels
Glyphosat lassen sich auch in Wein und Traubensaft aus Deutschland
nachweisen, wie eine neue Untersuchung von Greenpeace zeigt. Die
unabhängige Umweltschutzorganisation hat neun Flaschen Wein und fünf
Säfte in Supermärkten gekauft und im Labor untersuchen lassen. Beide
Bio-Weine und der Bio-Saft waren frei von Rückständen. Sieben der elf
konventionellen Produkte enthielten Rückstände des von der WHO als
wahrscheinlich krebserregend eingestuften Totalherbizides. Die
Rückstände waren so gering, dass nicht von einem akuten Risiko
auszugehen ist. „Glyphosat hat in Wein und Obstsaft nichts verloren. Es
gibt umweltfreundliche Alternativen im Anbau, daher sollte der Einsatz
umgehend verboten werden“, fordert Christiane Huxdorff,
Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace.
Die
EU-Mitgliedsstaaten werden voraussichtlich am 18./19. Mai abstimmen, ob
und für wie lange sie den Unkrautvernichter weiterhin zulassen. In der
Regierungskoalition streiten Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD)
und der federführende Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU)
darüber, wie Deutschland sich bei der Abstimmung verhalten soll.
Hendricks will den Einsatz von Glyphosat einschränken. Die EU-Kommission
will ohne Einschränkung genehmigen. Das Europaparlament hat deutliche
Bedenken geäußert. „Die gesundheitlichen Risiken von Glyphosat sind
unklar. Im Sinne des vorsorgenden Verbraucherschutzes muss sich
Deutschland daher für ein weitreichendes Verbot aussprechen und gegen
die weitere Zulassung von Glyphosat stimmen. Landwirtschaftsminister
Schmidt muss jetzt Flagge zeigen“, betont Huxdorff.
Der schnelle Griff zum Unkrautvernichter
6000
Tonnen Glyphosat setzten Landwirte in Deutschland im Jahr 2012 ein,
insgesamt werden pro Jahr 30.000 Tonnen reine Pestizidchemikalie
verwendet. Im Weinbau soll Glyphosat den Boden um die Rebstöcke frei von
Unkraut halten. Im biologischen Anbau wird dies manuell erledigt, dies
ist allerdings aufwendiger, konventionelle Landwirte greifen daher
lieber zur Spritze.
Glyphosat
ist weltweit der am meisten genutzte Wirkstoff in
Unkrautvernichtungsmitteln. Der US-Konzern Monsanto entwickelte es und
verkauft es bis heute unter dem Markennamen „Roundup“. Im Juli
vergangenen Jahres bewertete eine Agentur der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als „wahrscheinlich
krebserregend“. Sie stuft auch Alkohol als krebserregend ein. Im
Unterschied zu Glyphosat, das sich in vielen konventionellen
Lebensmitteln findet, entscheidet der Verbraucher allerdings selbst, ob
er das Risiko des Alkoholkonsums eingeht.

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