Dicht bei Kakerbeck (Ortsteil von Kalbe/Milde) und
unmittelbar neben dem „Gassammelpunkt (GSP) Kakerbeck“ befindet
sich ein frisch ausgehobener Krater: Obendurchmesser ca. 50 m,
Tiefe bis ca. 10 m. 6 vermutlich marode Erdgasrohre sind zu
sehen.
Es handelt sich um
die 3. seit September 2016 bekannt gewordene Rohgas-Leckage im
altmärkischen Erdgasfördergebiet. Die Informationspolitik des verursachenden Energiekonzerns ENGIE sowie
des zuständigen Landesbergamtes (LAGB) ist mehr als
zurückhaltend. Beim Vorfall im September 2016 „vergaß“ das LAGB,
den Altmarkkreis Salzwedel zu informieren. Der 2. Vorfall (Januar
2017) wurde nur durch die Aufmerksamkeit eines Spaziergängers
überhaupt entdeckt.
Die jetzige Havarie
befindet sich im nahen Umfeld der Giftschlammgrube Brüchau, in der
Engie (zuvor Gaz de France) bis zum 30.04.2012 seine giftigen
Abfälle entsorgte. Anwohner befürchten einen Zusammenhang mit
Krebserkrankungen in Brüchau und Kakerbeck. Auch in den derzeit
laufenden Auseinandersetzungen um die Entsorgung der Giftgrube
fällt die zurückhaltende Informationspolitik auf: Engie und die
Landesregierung geben an, keine genauen Kenntnisse über das
Inventar der Grube zu haben.
Die Havarie neben
GSP Kakerbeck übertrifft die bisher bekannt gewordenen Leckagen um
Größenordnungen. Ihr widmete Engie auf seiner website drei
unauffällige Sätze. Im Übrigen wurde alles getan, um öffentliche
Aufmerksamkeit zu vermeiden. Auf die Frage nach dem genauen Ort
der Leckage erhielt die AltmarkZeitung von Engie die Auskunft: „an
einer Erdgasstation bei Salzwedel“. Auf die gleiche Frage der BI
„Saubere Umwelt & Energie Altmark“ antwortete das LAGB:
„Feldmark östlich der Ortschaft Kakerbeck“. Durch Nennung des GSP
Kakerbeck hätte der Ort exakt angegeben werden können.
Kontaminierung
durch Quecksilber wird zugegeben, weitere Schadstoffe seien nach
bisheriger Kenntnis nicht freigesetzt worden. Dies ist allerdings
schwer nachzuvollziehen, da das altmärkische Erdgas bekanntlich
weit mehr giftige Stoffe inclusive
radioaktiver Anteile enthält.
Auf dem wenige
hundert Meter entfernten Bohrplatz Winkelstedt 111 stehen zahlreiche abgedeckte
Container neben offenen Sandbergen. Wird hier kontaminiertes
Erdreich zwischengelagert? Weitere Sandaufhäufungen befinden sich
unmittelbar neben dem Krater in einem Maisfeld.
Stahlrohre werden
von den im Rohgas enthaltenen aggressiven Stoffen angegriffen. Das
ca. 40 Jahre alte Rohrsystem ist entsprechend marode. Mit weiteren
Leckagen und entsprechenden Kontaminierungen muss gerechnet
werden. Zur Frage, ob das LAGB von Engie immer vorschriftsmäßig
über solche Vorkommnisse unterrichtet wird, drückt sich sogar das
LAGB, das den Gasförderer sonst immer ins beste Licht rückt, eher
zurückhaltend aus.
Bi-Sprecher Dr.
Christfried Lenz fasst zusammen: „Das
altmärkische Roh-Erdgas und Lagerstättenwasser enthält
üblicherweise außer Schwermetallen wie Quecksilber, Blei,
Lithium, giftigen Kohlenwasserstoffen, wassergefährdenden
Stoffen und Luftschadstoffen auch krebsauslösende Radionuklide
wie Radium 226 (alpha-Strahler) und Radon 222 (radioaktives
Edelgas). Die Stahlleitungen sind alt und von minderer Qualität.
Von den im rohen Erdgas enthaltenen Salzen und Quecksilber
werden sie zerfressen. Wir gehen davon aus, dass all die
genannten Stoffe in den Boden, das Grundwasser und in die Luft
gelangt sind. Dieses Verhalten von
Engie ist verantwortungslos und inakzeptabel und entspricht
nicht der vom Bundesberggesetz geforderten
Zuverlässigkeit des Förderunternehmens. Konsequenz kann nur sein,
diesem die Betriebserlaubnis für die altmärkischen Erdgasfelder zu
entziehen. Die umwelt- und klimaschädlche Erdgasförderung muss
zügig eingestellt und durch raschen dezentralen Aufbau der
vollständigen Versorgung durch erneuerbare Energien samt
Speicherung und Sektorenkoppelung ersetzt werden.“
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