Busfahrer von Linien- und Reisebussen müssen in
Bayern mitunter länger fahren, als gesetzlich erlaubt. Sie gefährden
dadurch die Sicherheit ihrer Fahrgäste. Nach Recherchen des Bayerischen
Rundfunks (Redaktion Wirtschaft) gibt es Busfahrer, die bis zu 270
Stunden im Monat hinter dem Lenkrad sitzen. Das entspricht einer
Wochenarbeitszeit von rund 67 Stunden.
Im Exklusivinterview mit dem Bayerischen Rundfunk
beklagt ein Busfahrer, er sei im Linienverkehr in Friedberg bei Augsburg
regelmäßig fast zehn Stunden ohne Pause eingesetzt. Nach fünf Tagen
Linienbus müsse er dann manchmal noch einen Reisebus fahren.
Angst vor Jobverlust
Er habe dabei "ein schlechtes Gewissen, weil sehr
viele Sachen eben verboten sind". Aus Angst vor Jobverlust bliebe ihm
aber keine andere Wahl, die Firma setze ihn, so der Fahrer, unter Druck:
"Dann heißt es eben, wenn es Dir nicht gefällt, dann kannst Du gehen.
Ich habe an jedem Finger zehn neue Fahrer."
Staatsanwaltschaft eingeschaltet
Im vorliegenden Fall saß der Busfahrer bis zu 26
Tage im Monat am Steuer von Linien- und Reisebussen, davon 13 Tage am
Stück. Die Dokumente dazu liegen dem Bayerischen Rundfunk vor. Die
Staatsanwaltschaft Augsburg ist informiert und will dem Fall nachgehen,
bestätigte die Behörde auf Anfrage des BR.
Erst Linienbus, dann Reisebus
Helmut Diener, Geschäftsführer vom Verein für fairen
Wettbewerb in der Mobilitätswirtschaft "mobifair" erklärt auf einer
Pressekonferenz am Montag, dass Busfahrer, die Schichten im
Linienverkehr fahren z.T. auf Grund des Fahrplans nicht die gesetzlichen
Pausen einhalten könnten. In Bedarfsfällen gehe die Schicht als
Linienfahrer, als Lenker eines Reisebusses weiter. Es fehlten Ruhepausen
für die erschöpften Fahrer. Damit, so Diener "werden die Fahrer zu
einem erheblichen Risiko." Damit müsse Schluss sein.
"Kein Einzelfall"
Dass Mitarbeiter von Busunternehmen vor allem aus
Angst um ihren Arbeitsplatz bis zur Erschöpfung fahren, sei kein
Einzelfall, so Arina Wolf von der Gewerkschaft ver.di. Der Gewerkschaft
würden immer wieder Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz durch
bayerische Busunternehmen gemeldet. Laut Arbeitszeitgesetz sind
werktäglich nur acht Stunden Arbeitszeit erlaubt. Nur unter bestimmten
Voraussetzungen kann sie auf zehn Stunden erhöht werden.
Der Bayerische Rundfunk berichtet am Montag, 07. Juni, in der Abendschau, der Rundschau und dem Rundschau-Magazin.
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