„Es geht um Agrar- und Ernährungskultur“ - Freihandelsabkommen (TTIP)
„Mit dem Abbau weiterer Handelshemmnisse würde die weltgrößte
Freihandelszone entstehen – eine zunächst vielversprechende Aussicht“,
kommentiert der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
(BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, den Verhandlungsbeginn von EU und USA
zum transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP). „Gleichzeitig muss
TTIP kritisch hinterfragt werden“, so Löwenstein. „Denn angesichts einer
Handelsbeziehung, in der bereits die meisten Barrieren beseitigt sind,
kommt solchen Aspekten eine zentrale Rolle zu, die mit dem Verständnis
von Agrar- und Ernährungskultur verbunden sind.“ Nach eigenem Bekunden
ist es den USA ein wichtiges Anliegen, dass die Europäer ihren
Widerstand gegen Agro-Gentechnik, Chlorhähnchen, Hormonmast & Co
aufgeben, was für die Ökologische Lebensmittelwirtschaft ein „No Go“
ist. „Wir lehnen globalen Handel nicht grundsätzlich ab“, erläutert
Löwenstein die Haltung der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft. „Auch in
unserem Markt spielt Handel eine wichtige Rolle. Denn nur so können –
neben Waren – auch Leistungen für den Natur- und Umweltschutz über
Grenzen hinweg ausgetauscht werden. Dass die beiden Handelspartner
bereits jetzt ihre Öko-Standards gegenseitig anerkennen, ist
begrüßenswert.“
„Trotzdem dürfen weder die gegenseitige
Bio-Anerkennung noch die jetzt anstehenden Verhandlungen dazu führen,
dass die hohen EU-Standards an Umwelt- und Verbraucherschutz und das
kulturelle Grundverständnis davon, wie Landwirtschaft und Ernährung in
unserer Gesellschaft aussehen, zur Disposition gestellt werden,“ warnt
der BÖLW-Vorsitzende. „Richtlinie muss daher sein, die jeweils besten –
und das heißt im Zweifelsfall: die strengsten – Standards zum Ziel der
Verhandlungen zu machen.“
Als unabdingbar bezeichnete
Löwenstein, dass die Verhandlungen transparent und unter Beteiligung der
Zivilgesellschaft ablaufen. „Das Freihandelsabkommen ist ein
Rückschritt, wenn es hinter verschlossenen Türen zwischen global
agierenden Konzernen und Regierungen abgekartet wird. Weil nicht weniger
auf dem Spiel steht als unsere Ernährungskultur, müsste in diesem Fall
die Land- und Lebensmittelwirtschaft aus den Verhandlungen ausgeklammert
werden“, fordert Löwenstein. Der BÖLW wird in Zusammenarbeit mit
anderen betroffenen Verbänden die Position der Ökologischen
Lebensmittelwirtschaft in die Verhandlungen einbringen.
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