Hamburg,
1. 10. 2015 – Deutschland muss bis zum Jahr 2020 dreimal mehr
Braunkohlekraftwerke abschalten als bisher geplant, um sein Klimaziel
nicht zu verfehlen. Nach den derzeitigen Plänen der Bundesregierung
würde der Stromsektor nur 34 Prozent seiner CO2-Emissionen einsparen.
Notwendig wäre aber eine CO2-Reduktion um 40 Prozent, um das Klimaziel
zu erreichen. Das belegt eine Studie des Instituts Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace (http://gpurl.de/4nWzG).
„Während Angela Merkel daheim die Kohlekonzerne schont, inszeniert sie
sich auf der internationalen Bühne als Klimakanzlerin. Sogar
Deutschlands älteste Meiler aus den Nazi-Jahren und der Adenauer-Zeit
dürfen weiter am Netz bleiben“, sagt Greenpeace-Energieexperte Tobias
Austrup. „Mit ihrem Schongang für die Kohlelobby steht die Kanzlerin bei
der Weltklimakonferenz in Paris als unglaubwürdig da.“
Deutschland
hat beschlossen, seinen CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent
gegenüber 1990 zu senken. Die CO2-Einsparungen müssen die Sektoren
Industrie, Haushalte, Strom, Gewerbe, Landwirtschaft und Verkehr
erbringen. Im Stromsektor gibt es dabei die größten und
kostengünstigsten Möglichkeiten, CO2 zu reduzieren. Dort plant die
Regierung derzeit, 2,7 Gigawatt Kraftwerksleistung vom Markt zu nehmen,
aber als Reserve am Netz zu lassen und den Energieversorgern dafür eine
Entschädigung von 600 Millionen Euro jährlich zu zahlen. Um das
Klimaziel zu erreichen, müssten jedoch weitere 5,9 Gigawatt Kohlekraft
abgeschaltet werden- insgesamt also 8,6 Gigawatt. Sonst klafft eine
Klimaschutzlücke von 25,3 Millionen Tonnen CO2.
Deutschland kann erforderliche 8,6 Gigawatt Kohlekraft sofort abschalten
Die
Greenpeace-Studie zeigt, dass Deutschland die erforderlichen 8,6
Gigawatt Kohlekapazitäten sofort abschalten und zugleich die
Stromversorgung gewährleisten kann. Die Kosten dafür sind mit 0,28 Cent pro Kilowattstunde sehr gering. Die
derzeit von CDU/CSU und SPD geplante Kraftwerksreserve aus
Braunkohlemeilern würde statt elf Millionen Tonnen lediglich 9,7
Millionen Tonnen CO2 einsparen. Die Reserve würde nicht gebraucht und verstieße zudem gegen EU-Recht wie Greenpeace unlängst nachgewiesen hat (http://gpurl.de/sZxa8).
Die unabhängige Umweltorganisation schlägt stattdessen ein rechtlich
verbindliches Kohleausstiegsgesetz vor, das die Braunkohleverstromung
bis zum Jahr 2030 beendet und bis 2040 den kompletten Kohleausstieg
regelt. „Merkels Mogelpackung darf nicht das deutsche Reisegepäck für
die Weltklimakonferenz in Paris sein. Sie muss den Stromsektor zu
deutlich höheren Anstrengungen für mehr Klimaschutz verpflichten und
dafür ein rechtssicheres und planbares Instrument wie etwa ein
Kohleausstiegsgesetz entwickeln“, so Austrup weiter.

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