(BUP) Elektrostahlwerke, Chlorelektrolyseanlagen und andere industrielle
Großverbraucher könnten ihren Stromverbrauch deutlich stärker
flexibilisieren und so bei der Integration der erneuerbaren Energien ins
Stromsystem helfen. Das ergab eine Studie für das Umweltbundesamt
(UBA). "Eine flexiblere Stromnachfrage – das so genannte Lastmanagement –
ist zentral für die Energiewende. Es muss uns zukünftig gelingen,
insbesondere die Spitzenstromnachfrage stärker in Zeiten zu legen, in
den Wind- oder Solarenergie ihren Strom liefern. Dann brauchen wir
weniger installierte Leistung in den konventionellen Kraftwerken.“,
sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Für neun untersuchte Branchen
zeigte sich ein technisches Potential zur Lastreduktion von rund 6
Gigawatt (GW). Dies entspricht etwa 7 Prozent der deutschen
Jahreshöchstlast.
Für die Studie hatte das UBA 25 Unternehmen aus
den Branchen und Industrieprozessen der Papierindustrie,
Chlorelektrolyse, Elektrostahl, Aluminiumelektrolyse, Luftzerlegung,
Raffinerien, Zementherstellung, Behälterglasindustrie und
Braunkohletagebaue befragen lassen. Alle neun Branchen, die zusammen
rund 30 Prozent des industriellen Stromverbrauchs ausmachen, zeichnen
sich durch eine hohe zeitliche Verfügbarkeit aus (benötigen also an
vielen Stunden des Tages Strom) und haben eine hohe installierte
Leistung.
Bereits heute könnten ohne wesentliche Änderungen der
Produktions-abläufe rund 3 GW für die Lastreduktion genutzt werden.
Möglich wird das etwa, wenn ein Hersteller von Aluminium bei der
Elektrolyse nachts, wenn die Sonne nicht scheint, die Produktion
kurzzeitig verringert. In der Papierindustrie lassen sich durch anderes
und längeres Lagern der Zwischenprodukte wie Bütten die Potenziale zum
Lastmanagement vergrößern. In Raffinerien ist Lastmanagement derzeit
nicht umsetzbar, da hier eine Vielzahl von Aggregaten in komplexen
Prozessabläufen zusammen wirken.
Insgesamt liegt das rein
„technische Potential“ laut Studie bei 6 GW über alle Branchen
gerechnet. Als technische realisierbar gelten laut Studie
Lastreduktionen, die keine längere Produktionsunterbrechungen oder
Schäden an einer Anlage verursachen. Das so genannte „soziotechnische
Potenzial (Gesamt 1h) “ liegt derzeit noch bei nur rund 3,5 Gigawatt. Es
beschreibt, was die rund 25 befragten Unternehmen als wirklich nutzbar
einschätzen. Es berücksichtigt neben reiner Technik auch individuelle
Aspekte, etwa Hemmnisse aufgrund bestehender Lieferverpflichtungen aus
unflexiblen Lieferverträgen oder fehlende wirtschaftliche Attraktivität.
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