Drastischer Preisverfall bei Photovoltaikanlagen und Batteriesystemen erfordert Umdenken in Energiepolitik und Energiewirtschaft
Berlin, 27. Oktober 2015. Das deutsche
Stromsystem wird auch mit viermal so viel Solarstromanlagen wie derzeit
ohne größere Probleme zurechtkommen – vorausgesetzt, dass diese
Anlagen in sinnvoller Weise um akkugestützte Stromspeicher ergänzt
werden. Da die Preise sowohl von Solarstromanlagen als auch von
Batteriespeichersystemen aller Voraussicht nach weiterhin stark fallen
werden, sollten sich Energiepolitik und Energiewirtschaft auf ein
Szenario mit hohen Mengen von Solarstrom-Batteriespeichersystemen
vorbereiten, rät Agora Energiewende in einem aktuellen
Hintergrundpapier. Darin wurden für Deutschland Solarstromanlagen mit
einer Gesamtleistung von 150 Gigawatt in Kombination mit
Batteriespeichern mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt und einer
Speicherkapazität von 120 Gigawattstunden unterstellt und die Frage
untersucht, welche Auswirkungen diese auf das Gesamtsystem hätten.
„Szenarien mit 150 oder 200 Gigawatt Photovoltaik
in Deutschland, die bis vor kurzem noch von vielen für vollkommen
unrealistisch gehalten wurden, sind technisch und ökonomisch möglich.
Für die Energiewirtschaft bedeutet dies, nicht so sehr den Verkauf von
Strom in den Vordergrund zu stellen, sondern vielmehr mit anderen
Produkten zum Partner von Kunden zu werden, die selbst Solarstrom
herstellen und speichern“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von
Agora Energiewende. Das könne beispielsweise durch
Energiedienstleistungen, den Verkauf von Stromspeichern, deren Wartung
oder das Management von kombinierten Solarstrom/Stromspeicher-Anlagen
als Teil eines größeren Pools geschehen.
„Die Energiepolitik sollte sich auf einen möglichen
Boom bei Solarstrom-Speicher-Kombinationen einrichten, indem sie zum
einen die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen so setzt, dass
die neue Technik und das Gesamt-Stromsystem gut miteinander verzahnt
werden“, so Graichen. „Zum anderen sollte untersucht werden, inwieweit
der Siegeszug von Solarstrom-Speicher-Systemen den Bau von weiteren Hochspannungsleitungen über den aktuellen Netzentwicklungsplan hinaus, das heißt nach 2025, überflüssig machen kann.“
Das Hintergrundpapier „Was wäre, wenn … ein
flächendeckender Rollout von Solar-Speicher-Systemen stattfände?“ steht
zum Download unter www.agora-energiewende.de bereit.
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