Berlin, 29.9.2015: Auf europäischer Ebene blockiert Deutschland
schon seit längerem eine Reform des Abgas-Testverfahrens. Das belegt
ein internes Positionspapier der Bundesregierung. Nicht nur in
Berlin, sondern auch in Brüssel setzt sich die Bundesregierung damit
wieder einmal für die Interessen der deutschen Autoindustrie ein und
verwässert so europaweite Gesundheits- und Umweltstandards.
Laut dem Positionspapier hat sich die Bundesregierung im April
dieses Jahres dafür eingesetzt, die Reform des europäischen
Abgas-Testverfahrens bis zum Jahr 2021 hinauszuzögern. Das
entspricht genau den Positionen, die die deutsche Autolobby auch
durch ihren europäischen Dachverband ACEA in Brüssel vertritt. Die
EU-Kommission hat bereits ein Vertragsverletzunsverfahren gegen
Deutschland angestrengt, weil die Bundesregierung die Überschreitung
von CO2-Grenzwerten seit Jahren toleriert und keine Gegenmaßnahmen
ergreift. Auch eine europäische Verordnung aus dem Jahr 2007 zum
Verbot der Manipulationssoftware, wie sie VW verwendet, setzte die
Bundesregierung nicht in deutsches Recht um.
„Immer wieder beobachten wir, wie sich die Bundesregierung in
Brüssel die Positionen der deutschen Autolobby zu eigen macht, auch
in diesem Fall. Es darf nicht sein, dass europaweit bessere
Gesundheits- und Umweltstandards blockiert werden, nur weil die
Bundesregierung einseitig die Interessen der deutschen Autobauer
verfolgt. Die Bundesregierung muss ihre Blockadehaltung bei der
Reform des Abgastestverfahrens aufgeben und darf sie nicht bis 2021
verschleppen. Wir fordern ein Ende der Mauschelei zwischen Politik
und Industrie zum Schaden der europäischen Bürgerinnen und Bürger“,
sagt Christina Deckwirth von LobbyControl.
LobbyControl und CEO zeigen in einer heute erscheinenden Analyse,
wie groß die Macht der deutschen Autolobby in Brüssel ist. VW,
Daimler und BMW haben die größten Lobbyausgaben aller europäischen
Autokonzerne in Brüssel, zusammen fast 50 Prozent. VW allein gibt
3,3 Millionen Euro aus. Auch personell ist die Lobby der deutschen
Autobauer weit überrepräsentiert, vor allem VW: Mit 43 Personen
stellt das Unternehmen ein Drittel aller Lobbyisten von
Autokonzernen in Brüssel.
„Unsere Analyse zeigt: Sei es bei den Ressourcen, die ihnen zur
Verfügung stehen, bei den Treffen mit der EU-Kommission oder der
Vertretung in Expertengruppen - der Einfluss der Autolobby, und
gerade der deutschen, ist immens. Bundesregierung und Autolobby
haben es Hand in Hand im letzten Vierteljahrhundert immer wieder
geschafft, strengere CO2- Emmissionsziele zu verhindern, zu
verwässern und zu unterlaufen. Die Politik darf nicht länger ihre
schützende Hand über die Autolobby halten“, sagt Max Bank von
LobbyControl.
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