Berlin, 25.9.2014:
Eine breite gesellschaftliche Debatte über die Potenziale und
Leistungen der
Natur ist zentral, um die Bedeutung der biologischen Vielfalt als
Lebensgrundlage der Menschheit auch in Politik und Ökonomie besser zur
Geltung zu bringen. Daher haben sich Organisationen aus Umweltschutz,
Wirtschaft und Wissenschaft als Initiatoren einer
neuen Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Diskussionsforum
Ökosystemleistungen“ zusammengeschlossen. Die Deutsche Umwelthilfe e. V.
(DUH), das Unternehmensnetzwerk 'Biodiversity in Good Company‘
Initiative, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und
das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Halle-Jena-Leipzig luden am gestrigen Mittwoch zur
Eröffnungsveranstaltung nach Berlin, um die Bedeutung von
Ökosystemleistungen gemeinsam zu diskutieren und Ansätze für deren
Einbeziehung
in Politik und Wirtschaft zu diskutieren.
Rund
80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten und beteiligten sich an
der hochkarätigen Auftaktveranstaltung mit Keynotes des Vorstands der
Heinrich-Böll-Stiftung, Barbara
Unmüßig, sowie von Bundesminister a. D. Prof. Klaus Töpfer,
Exekutivdirektor des IASS Institute for Advanced Sustainability Studies
und ehemaliger Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.
Vertreten war ein breites gesellschaftliches Spektrum, u. a.
Universitäten und Forschungseinrichtungen, Naturschutzorganisationen,
Ministerien und Behörden, Parteien und Fraktionen des Bundestags sowie
eine Reihe an Unternehmen aus dem 'Biodiversity in Good
Company‘-Netzwerk und darüber hinaus.
„Ansätze
zur Inwertsetzung von Natur können neue Möglichkeiten eröffnen, auch
naturschutzfernere gesellschaftliche Gruppen in die Diskussion um
Naturschutz und biologische
Vielfalt einzubinden und gemeinsam notwendige politische Initiativen
zum Schutz der Natur zu entwickeln“, sagte Gastgeber
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, im Namen der
beteiligten Partner. Denn der Schutz von Natur und biologischer Vielfalt
habe es oft schwer, sich gegen andere Interessen wie
Infrastrukturprojekte oder die Gewinnung von Rohstoffen durchzusetzen.
Die
internationale TEEB-Studie (The Economics of Ecosystems and
Biodiversity) hat in den letzten Jahren der Auseinandersetzung mit
ökonomischen Konzepten zum Erhalt der biologischen
Vielfalt weltweit deutlich Aufwind verliehen. Auch in Deutschland
zeigen Studien, dass eine Inwertsetzung der Natur die gesellschaftlichen
Kosten und den Nutzen bestimmter Politiken ehrlicher abbildet und damit
die Grundlage für ein künftiges Umsteuern liefern
könnte. Dies zeigt etwa ein aktueller Vergleich verschiedener Nutzungen
auf nordwestdeutschen Niedermoorstandorten. Unter den aktuellen
Rahmenbedingungen der Energie- und Landwirtschaftsförderung ist eine
Wiedervernässung solcher Flächen zwar unattraktiv.
Sie stellt jedoch aus gesellschaftlicher Sicht gegenüber einer
ackerbaulichen Nutzung mit Energiepflanzen zur Biogasnutzung und auch
gegenüber einer Milchviehnutzung die mit Abstand beste Nutzung dar. Denn
vor allem die entwässerungsbedingte Emission von Treibhausgasen
aus dem Boden belastet Klima und Gewässer, verringert die biologische
Vielfalt und verursacht immens hohe gesellschaftliche Folgekosten.
Reicht
aber ein tieferes Wissen über den ökonomischen Wert der Natur aus, um
den Willen zum Naturschutz zu erhöhen? Oder werden durch eine monetäre
Bewertung die natürlichen
Lebensgrundlagen den Gesetzen des Marktes unterworfen und drohen zu
einem beliebig handel- und ersetzbaren Gut zu werden?
„Mit dem Angebot zum Dialog wollen wir eine kritische
Auseinandersetzung zu diesen Fragen befördern, denn die Antworten liegen
keinesfalls auf der Hand“, sagte
Prof. Aletta Bonn, Leiterin des Departments Ökosystemleistungen bei iDiv.
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