30. September 2014

LobbyFacts: Die größten deutschen Lobbyakteure in Brüssel


Neues Online-Recherchetool zum EU-Lobbyismus vorgestellt

Brüssel/Köln, 30. September 2014. Welche Unternehmen und Verbände geben am meisten für Lobbyarbeit in Brüssel aus? Wer beschäftigt die meisten Lobbyisten und welche Lobbyagenturen machen am meisten Umsatz mit Lobbydienstleistungen? Das heute in Brüssel vorgestellte Online-Recherchetool LobbyFacts.eu ermöglicht es erstmals, Antworten auf Fragen wie diese einfach und unkompliziert zu recherchieren. 
 
LobbyFacts richtet sich an alle, die mehr über die vielfältigen Lobbyaktivitäten von Unternehmen, Verbänden, Agenturen und Nichtregierungsorganisationen in Brüssel erfahren möchten. LobbyFacts nutzt die Daten des freiwilligen EU-Transparenzregisters, bereitet diese auf neue, übersichtliche Weise auf und bietet erweiterte Such- und Sortierfunktionen. Entwickelt wurde LobbyFacts gemeinsam von den Organisationen LobbyControl, Corporate Europe Observatory und Friends of the Earth Europe. 
 
Max Bank von LobbyControl: „LobbyFacts ist ein Angebot an alle, die wissen wollen, wer in Brüssel wie viel ausgibt, um politische Entscheidungen zu beeinflussen. Mit dem Tool wollen wir der Öffentlichkeit die Möglichkeit bieten, sich mehr Überblick über die Aktivitäten von Unternehmen, Verbänden und Agenturen in der undurchsichtige Lobbyhauptstadt Europas zu verschaffen. LobbyFacts zeigt aber auch, dass ein verpflichtendes Lobbyregister dringend notwendig. Das bisherige freiwillige Register ist gespickt mit unplausiblen oder schlicht falschen Angaben.“ 
 
Eine erste Auswertung der zehn Unternehmen und Verbände aus Deutschland mit den jeweils höchsten Lobbyausgaben zeigt: Siemens ist bei den Unternehmen mit jährlichen Lobbyausgaben von 4,4 Mio. Euro deutlicher Spitzenreiter. Auf dem zweiten Rang folgt mit einigem Abstand der Chemie- und Pharma-Riese Bayer mit 2,8 Mio. Euro. Die Summe der Lobbyausgaben der zehn Unternehmen mit den höchsten Ausgaben beträgt 24 Mio. Euro. 
 
Bei den Verbänden führt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit 3,6 Mio. Euro die Liste an – noch vor dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der jährlich 3,1 Mio. Euro aufwendet. Zusammen geben die zehn deutschen Verbände mit den höchsten Lobbyausgaben in Brüssel jährlich knapp 21 Mio. Euro aus. 
 
Von allen Unternehmen geben drei US-amerikanische Konzerne aus den Bereichen Tabak, Öl und IT am meisten für Lobbying in Brüssel aus: Philip Morris (>5 Mio. Euro), ExxonMobil (4,8 Mio. Euro) und Microsoft (4,6 Mio. Euro).
Die Liste der Lobbyagenturen mit dem höchsten Umsatz wird von Fleishman-Hillard angeführt. Die Agentur erzielte im Jahr 2013 einen Umsatz von knapp über 11,5 Mio. Euro mit Lobbyarbeit und beschäftigt nach eigenen Angaben 59 Lobbyisten, von denen 35 einen Hausausweis für das Europäische Parlament besitzen. Zu den Kunden der Agentur gehören Pfizer, General Motors, Monsanto, Proctor & Gamble und Lukoil. 
 
Mit LobbyFacts lassen sich außerdem leicht absurde Angaben im EU-Transparenzregister aufspüren. Da die Registranten für ihre Angaben selbst zuständig sind und eine Kontrolle der Angaben durch das Register-Sekretariat praktisch nicht erfolgt, sind die Daten oft wenig plausibel. So beschäftigt etwa der italienische Verband „Italian National Association of Tax Consultants“ nach eigenen Angaben eine Lobby-Armee von 5.000 Lobbyisten bei Lobbyausgaben von 50.000 Euro. 
 
Lobbyfacts.eu finden Sie hier: http://www.lobbyfacts.eu/
Die vollständige Auswertung der jeweils zehn Unternehmen und Verbände aus Deutschland mit den höchsten Lobbyausgaben finden Sie hier: https://www.lobbycontrol.de/2014/09/lobbyfacts-die-groessten-deutschen-lobbyakteure-in-bruessel/

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